Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2019; 54(S 01): S9
DOI: 10.1055/s-0039-1700694
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intensivmedizin (C) – Das akute Subduralhämatom als Komplikation der Spinalanästhesie

L Halb
1   Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz
,
H Voit-Augustin
1   Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz
,
G Fuchs
1   Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz
,
M Stichlberger
1   Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz
,
GA Gellner
1   Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz
,
M Mokry
1   Univ.-Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Medizinische Universität Graz
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 December 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Rückenmarksnahe Verfahren sind seit langem Standard im perioperativen Setting. Die Komplikationsrate ist gering. Als eine der häufigsten Komplikationen nach Durapunktion wird der postspinale Kopfschmerz angeführt. Eine zum Glück sehr seltene, jedoch oft tödliche Komplikation ist das Auftreten eines Subduralhämatoms.[1] Der folgende Fallbericht zeigt einen leider letalen Verlauf eines Subduralhämatoms bei einer Patientin nach Spinalanästhesie.

    Fallbericht:

    Eine 54-jährige Patientin wurde aufgrund eines seit Jahren bestehenden Weichteiltumors an der linken Fußsohle in einer chirurgischen Ambulanz zur geplanten Exzision vorstellig. Die präoperative anästhesiologische Untersuchung ergab ASA 2 (160 cm, 56 kg) bei VHFA und Depressio. Als Narkoseverfahren vereinbarte man eine Spinalanästhesie. Die Durchführung gelang mit einmaliger Punktion einer Pencilpoint 25G Nadel mit 60 mg Takipril hyperbar 2%. Nach zwei Tagen stationärem Aufenthalt wurde die Patientin beschwerdefrei in häusliche Pflege entlassen.

    Aufgrund starker Kopfschmerzen erfolgte nach weiteren zwei Tagen eine stationäre Wiederaufnahme. Mittels NSAR konnte zeitweise eine Beschwerdelinderung, jedoch begleitet von Schwindel und Übelkeit, erreicht werden. Am sechsten postoperativen Tag erbrach die Patientin schwallartig, war kaltschweißig und nur noch bedingt kontaktierbar. Bei zunehmender AZ-Verschlechterung und einem Krampfanfall wurde sie intubiert. Die unmittelbar durchgeführte Bildgebung zeigte ein akutes Subduralhämatom, woraufhin sie sofort an eine neurochirurgische Klinik transferiert wurde. Bei der Aufnahme an der neurochirurgischen Intensivstation waren die Pupillen beidseits bereits weit und lichtstarr. Nach stattgehabter Herniation des Gehirns konnte keine neurochirurgische Intervention mehr angeboten werden. Die Patientin verstarb am sechsten postoperativen Tag aufgrund des Gehirntodes nach akutem rechtshemispheriellem Subduralhämatom.

    Diskussion:

    Die Spinalanästhesie gilt als sehr sicheres Verfahren und hat eine Komplikationsrate von 0,05%. Die am häufigsten dokumentierte Komplikation ist der postspinale Kopfschmerz [2]. Bezüglich der Inzidenz eines Subduralhämatoms nach Spinalanästhesie sind nur an die hundert Fallberichte in der Literatur zu finden [1]. Hier stellt sich die Frage, welchen Stellenwert man dieser Komplikation in der Aufklärung geben sollte.

    Schlussfolgerung:

    Bei Kopfschmerzen nach Spinalanästhesie muss man immer an einen Liquorverlust und an eine frühzeitige Bildgebung denken. Außerdem wäre es wichtig Patientinnen und Patienten dahingehend zu sensibilisieren, dass sie bei Auftreten von Kopfschmerzen nach Spinalanästhesie sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

    Literatur:

    [1] Szeto et al, International Journal of Emergency Medicine (2018) 11:36

    [2] Guilherme Gago et al, Intracranial Subdural Hematoma after Spinal Anesthesia: Report of Two Cases with different Outcomes, DOI: 10.1055/s-0039 – 1692123


    #