Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E33
DOI: 10.1055/s-0039-3401144
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Registerstudie zur Langzeitbeobachtung von PatientInnen mit renalem Oligohydramnion

M Bruckner
1   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Graz, Österreich
2   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Neonatologie, Graz, Österreich
,
H Hubmann
1   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Graz, Österreich
,
M Häusler
3   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
M Pocivalnik
4   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Gemeinsame Einrichtung Intensivstation, Graz, Österreich
,
B Acham-Roschitz
1   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Graz, Österreich
,
B Urlesberger
2   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Neonatologie, Graz, Österreich
,
C Mache
1   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Klinische Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Graz, Österreich
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Eine prognostische Aussage zu Feten mit renalem Oligohydramnion (ROH) bleibt trotz verbesserter postnataler Therapiemöglichkeiten weiterhin schwierig. Im Besonderen gibt es wenige Langzeitbeobachtungen von Überlebenden nach ROH.

    Material/Methode:

    Im Rahmen einer retrospektiven monozentrischen Registerstudie wurden die fetalen und postnatalen Verläufe der von 1995 bis 2018 mit ROH diagnostizierten Feten erfasst. Die Datenauswertung erfolgte für das Gesamtkollektiv sowie für drei Subgruppen – Gruppe A: Persistierendes ROH ohne fetale Intervention; Gruppe B: ROH mit Anlage eines vesikoamnioten/peritoneoamnioten Shunts (VAS/PAS); Gruppe C: Passageres ROH.

    Ergebnisse:

    Insgesamt wurden 74 Feten mit ROH eingeschlossen. Die renalen Diagnosen waren Kongenitale Anomalien der Nieren und des Harntrakts (CAKUT) n = 54 (davon Bilaterale Nierenagenesie n = 21, Fetale Megazystis/LUTO n = 24, Andere n = 9), Polyzystische Nierenerkrankung n = 11, Renal-tubuläre Dysgenesie n = 4, Donor-Nephropathie bei fetofetalem Transfusionssyndrom [FFTS] n = 2, Toxische Nephropathie [TN] n = 2, Neonatale Hämochromatose [NH] n = 1. In 34/74 Fällen (46%) wurde die Schwangerschaft beendet [IR], bei 3/74 (4%) kam es zu einem intrauterinen Fruchttod [IFT]. Von 37/74 (50%) Lebendgeborenen verstarben 11/74 (15%) in den ersten vier Lebenswochen, alle anderen 26/74 (35%) überlebten bisher mit einem medianen Follow-up von 7 (0 – 23) Jahren [J]. Von den überlebenden PatientInnen benötigten bisher 10/26 (38%) eine chronische Nierenersatztherapie [NET] und Nierentransplantation.

    In Gruppe A (n = 63/74) verstarben 36 (57%) intrauterin (IR/IFT), 27 (43%) wurden lebend geboren, davon überlebten neonatal 16/27 (59%) (median 7; 1 – 22J Follow-up). Der mediane Diagnosezeitpunkt des ROH (33; 22 – 37 SSW) war bei den Überlebenden signifikant später als bei den intrauterin Verstorbenen (19; 13 – 32 SSW) (p < 0,01). Bisher benötigten 7 PatientInnen eine chronische NET im medianen Alter von 9 (1 – 5632) Tagen.

    In Gruppe B (n = 7/74) wurde fetal mit median 17 (15 – 31) SSW eine Ableitung (6x VAS, 1x PAS) angelegt. Bei 1 Patientin erfolgte später eine IR, 6 überlebten bisher 10 (2 – 23)J. Drei PatientInnen benötigten eine chronische NET mit 0, 1,4 und 22,6J.

    In Gruppe C (n = 4/74) wurde aufgrund einer TN (Trastuzumab n = 1, Sartan n = 1), eines FFTS n = 1 und einer NH n = 1 ein passageres ROH beobachtet. Alle vier PatientInnen überlebten ohne NET bisher 0,5 – 15,7J.

    Diskussion:

    Unsere Beobachtung bestätigt, dass die Prognose bei ROH auch durch den Zeitpunkt seines Auftretens beeinflusst wird. Sofern die Neonatalperiode überlebt wird, ist das Mortalitätsrisiko gering. Dann prägt die variable renale Funktionseinschränkung den weiteren klinischen Verlauf.


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