Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E60-E61
DOI: 10.1055/s-0039-3401206
ePoster
ePoster Sitzung 1.7: Geburtshilfliche Raritäten
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abdominale Tuberkulose und Schwangerschaft

M Poulitsidou
1   Kantonsspital Schaffhausen, Frauenklinik, Schaffhausen, Schweiz
,
L Hildebrandt
1   Kantonsspital Schaffhausen, Frauenklinik, Schaffhausen, Schweiz
,
K Passerini
1   Kantonsspital Schaffhausen, Frauenklinik, Schaffhausen, Schweiz
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die Tuberkulose gehört zu den weltweit häufigsten Infektionserkrankungen. In der Schweiz erkranken 500 Personen/Jahr an Tuberkulose (Tbc). Neuerkrankte sind meist Asylsuchende. Tuberkulose betrifft mit 76% meistens die Lungen. Die abdominale Tuberkulose betrifft weltweit rund 5 Prozent aller Tbc-Fälle. In den USA lag die Inzidenz von Tbc in der Schwangerschaft zwischen 2003 und 2011 bei 26,6 pro 100.000 Geburten. Aufgrund der Komplexität der Erkrankung ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit nötig.

    Fallvorstellung:

    25-jährige I Gravida, Asylsuchende aus Eritrea, in der rechnerisch 5+1 SSW mit zunehmenden Flankenschmerzen rechts mit Ausstrahlung bis zum rechten lateralen Mittelbauch. Zur Abklärung der Symptomatik wurde eine diagnostische Laparoskopie durchgeführt. Dabei liessen sich weisse entzündliche Stippchen im peritonealen Überzug des rechten Oberbauches und trübes Sekret im Douglasraum nachweisen. M. Tuberculosis -Komplex PCR ist sowohl in Biopsien des Peritoneums als auch in Douglasspülflüssigkeit positiv gewesen, Rifampicin Resistenz nicht nachweisbar. M. Tuberculosis-Komplex PCR dreimal negativ im Sputum, säurefeste Stäbchen nach Ziehl-Neelsen nicht nachweisbar. Es erfolgte eine gewichtsadaptierte Trippeltherapie mit Rifampicin, Isoniazid und Ethambutol für 2 Monate und anschließend eine Doppeltherapie mit Isoniazid und Rifampicin für weitere 7 Monate. Es kam zu einer komplikationslosen Spontangeburt in der 40+0 SSW eines unauffälligen Neugeborenen über Dammriss II°. Die Patientin hat voll gestillt. Es erfolgte keine Isolationsmassnahmen. Beim Neugeborenen wurde eine weitere Abklärung und Diagnostik beim infektiologischen Zentrum des Kinderspitals in Zürich ambulant organisiert. Dabei zeigte sich laborchemisch und bildgebend mittels Röntgen Thorax und Abdomensonografie kein Hinweis für eine konnatale Tuberkuloseinfektion. Mantoux-Test war ebenso negativ. Aufgrund des jungen Alters wurde prophylaktisch eine antibiotische Therapie mit Isoniazid bis zum definitiven Ausschluss im Alter von 2 Monaten durchgeführt. Bei der Plazenta-Bakteriologie konnten säurefeste Stäbchen nach Ziehl-Neelsen nicht nachgewiesen werden und M. tuberculosis- Komplex PCR war negativ. Plazenta Histologie ohne Hinweis für granulomatöse Entzündung.

    Diskussion:

    Gerade bei Risikopatientinnen sollte beim Auftreten ungewöhnlicher Krankheitsbilder an Tbc gedacht werden. Bei nicht therapierter Tbc kann es zu einer transplazentaren Übertragung präpartal oder zu einer Übertragung durch Aspiration von infiziertem Fruchtwasser peripartal kommen. Bei Schwangeren, die richtig behandelt werden ist das Übertragungsrisiko minim. Therapeutisch ist nur Streptomycin kontraindiziert. Bei Gabe von Isoniazid sollte zusätzlich Pyridoxin eigenommen werden. Eine Tbc-Therapie ist nicht mit erhöhten Fehlbildungsraten assoziiert und stellt in keinem Stadium ein Grund für eine Interruptio dar. Es erfolgt keine Übertragung durch die Muttermilch.


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