Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E73
DOI: 10.1055/s-0039-3401234
ePoster
ePoster Sitzung 2.2: Maternale Risiken in Schwangerschaft und Wochenbett
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prolongation der Schwangerschaft einer Erstgebärenden bei fulminantem, schwer komplikativem paraneoplastischen Syndrom eines metastasierten Mammakarzinoms – Case Report

C Eichbaum
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Geburtshilfe, Frankfurt a. M., Deutschland
,
L Jennewein
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Geburtshilfe, Frankfurt a. M., Deutschland
,
S Feidicker
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Geburtshilfe, Frankfurt a. M., Deutschland
,
L Mavrova-Risteska
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Geburtshilfe, Frankfurt a. M., Deutschland
,
D Brüggmann
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Geburtshilfe, Frankfurt a. M., Deutschland
,
F Louwen
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Geburtshilfe, Frankfurt a. M., Deutschland
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Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Wir berichten über den tragischen Fall einer 33-jährigen Erstgravida Nullipara, die sich erstmalig in der 12. Schwangerschaftswoche mit progredienter proximaler Muskelschwäche bei uns vorstellte. Die Patientin war sechs Jahre vor Eintritt der Schwangerschaft an einem primären nodal positiven Mammakarzinom erkrankt. Es erfolgte damals in kurativer Intention eine neoadjuvante Chemotherapie, eine brusterhaltende Operation sowie eine postoperative Radiatio. Das initiale Tumorstadium lautete pT2 pN1a G3 M0, tumorbiologisch lag ein funktionell triple-negatives Karzinom vor (ER Score 0, PR Score 1, HER2 negativ, Ki-67 78%). Zwei Jahre später erfolgte die sekundäre Ablatio sowie eine erneute Chemotherapie bei In-Brust-Rezidiv. Danach war die Nachsorge unauffällig gewesen. Seit zwei Monaten vor aktueller Vorstellung hatte sich bei der Patientin eine progrediente schlaffe Tetraparese entwickelt. Serologisch konnte eine virale Genese ausgeschlossen werden. Es zeigten sich jedoch Myositis Antikörper und TIF1 γ. Bei dringendem Verdacht auf ein erneutes Tumorrezidiv mit paraneoplastischem Syndrom wurde mit der Patientin der Schwangerschaftsabbruch diskutiert. Die Patientin wünschte jedoch die Fortführung der Schwangerschaft. Diese verlief zunächst komplikationslos. Bildmorphologisch konnte weder ein Lokalrezidiv noch eine Fernmetastasierung gefasst werden. Die Behandlung der Myositis erfolgte mittels Kortikosteroiden, Immunglobulingabe und Plasmapherese. Die sonografische Feindiagnostik des Feten in der 22. SSW zeigte einen zeitgerechten Feten mit milder Hydronephrose und White Spot im linken Ventrikel, sonst keine Auffälligkeiten. Bei akuter AZ-Verschlechterung erfolgte unter intensivmedizinischer Überwachung der Patientin in der 24+5 SSW die RDS-Prophylaxe. Im weiteren Verlauf entwickelte sich bei insuffizienter Atemmuskulatur eine Aspirationspneumonie, sowie eine CO2-Narkose, sodass eine Tracheotomie durchgeführt werden musste. Es kam zum Nierenversagen mit Dialysepflicht. Interdisziplinär erfolgte bei physiologischen fetalen Dopplerparametern und positivem Intervallwachstum die Entscheidung zur Prolongation der Schwangerschaft. Bei steigenden Infektparametern wurde die Patientin schließlich in der 31. SSW per primärer Sectio cesarea von einem unreifen männlichen Neugeborenen entbunden. Zeitgleich konnte histologisch eine Lebermetastasierung des Mammakarzinoms nachgewiesen werden. Die Patientin verstarb knapp sechs Wochen später an einer schweren Sepsis. Das Kind konnte kurz darauf in die väterliche Fürsorge entlassen werden.


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