Z Geburtshilfe Neonatol 2019; 223(S 01): E88
DOI: 10.1055/s-0039-3401296
ePoster
ePoster Sitzung 2.6: Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Perinatalmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Höheres Erkrankungsrisiko nach Kaiserschnitt und Frühgeburt – Ergebnisse einer Routinedatenanalyse zu Auswirkungen von Entbindungsmodus und Entbindungszeitpunkt bei Kindern bis acht Jahre

C Vietor
1   Techniker Krankenkasse Hamburg
,
S Schupfner
1   Techniker Krankenkasse Hamburg
,
M Suling
1   Techniker Krankenkasse Hamburg
,
J Liebentrauth
1   Techniker Krankenkasse Hamburg
,
A Lanfer
1   Techniker Krankenkasse Hamburg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
27 November 2019 (online)

 
 

    Hintergrund:

    Zusammenhänge zwischen Frühgeburt bzw. Kaiserschnitt und der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern sind in Studien belegt. Studien großer Kohorten über längere Zeiträume gibt es bislang nur wenige.

    Methode:

    Grundlage sind die Daten von 38.853 in 2008 geborenen, TK-versicherten Kindern. Der Analysezeitraum umfasst acht Jahre (2008-2016). Untersucht wurde die Morbidität anhand der im Rahmen der Abrechnung übermittelten ambulanten und stationären Diagnosen. Dafür wurden alle 16.182 Diagnosen des ICD-Katalogs 2008 in 461 Krankheitsgruppen zusammengefasst. In die Analyse einbezogen wurden 67 ICD-Cluster, für die 150 oder mehr Kinder in mindestens einem Jahr des Analysezeitraums eine Diagnose vorlag. Ermittelt wurde die Prävalenz insgesamt und aufgeschlüsselt nach Jahren und Geschlecht sowie die adjustierte Risikoerhöhung für den Einfluss von Sectio und Frühgeburt gegenüber vaginal entbundenen bzw. reif geborenen Kindern.

    Ergebnisse:

    11.904 (29,8%) der Kinder kamen per Sectio und 2.977 (7,7%) als Frühgeburt auf die Welt. Für 19 von 67 ICD-Clustern wurde ein höheres Erkrankungsrisiko für Kinder, die per Sectio entbunden wurden, ermittelt, darunter leichte und mittlere Entwicklungsstörungen (Gesamtprävalenz 38,3%; HR: 8,9), Allergische Reaktionen/Anaphylaktischer Schock (Gesamtprävalenz 29,0%; HR: 8,8), Chronische Bronchitis (Gesamtprävalenz 17,0%; HR: 9,9), Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen (Gesamtprävalenz 6,4%; HR: 15,7) und Überernährung inkl. Adipositas (Gesamtprävalenz 2,3%; HR: 35,9). Für 22 der 67 ICD-Cluster wurde ein höheres Erkrankungsrisiko für frühgeborene Kinder ermittelt, darunter leichte und mittlere Entwicklungsstörungen (Gesamtprävalenz 38,3%; HR: 44,0), schwere Entwicklungsstörungen (Gesamtprävalenz 2,2%; HR: 48,6) und Sehbeeinträchtigungen (Gesamtprävalenz 27,3%; HR: 32,9) sowie Hörbeeinträchtigungen (Gesamtprävalenz 18,8%; HR: 14,3). Bei 3 ICD-Clustern wirkte sich die Frühgeburt protektiv aus: Hautentzündungen und Ekzeme (Gesamtprävalenz 79,66%; HR: -9,2), infektiösen Hauterkrankungen (Gesamtprävalenz 23,1%; HR: -12,3) sowie Überernährung (Gesamtprävalenz 2,3%; HR: -34,2).

    Diskussion:

    Mithilfe von Routinedaten kann die Datenlage zur Kindergesundheit sinnvoll ergänzt werden. Weitergehende Forschung insbesondere zu Kausalitäten und genderspezifischen Untersuchungsergebnissen ist geboten.

    Kindergesundheitsreport der Techniker Krankenkasse: www.tk.de, Suchnummer 2061920


    #