Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(02): 219-226
DOI: 10.1055/s-0039-3402948
Wissenschaftliche Sitzung am 20. 02. 2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die aktuelle Leitlinie Endometriumkarzinom

UA Ulrich
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Publication Date:
21 February 2020 (online)

 
 

    In Deutschland werden pro Jahr etwa 11.000 Neuerkrankungen an Endometriumkarzinom (EC) diagnostiziert. Das durchschnittliche Erkrankungsalter beträgt 69 Jahre, die mittlere 5-Jahres-Überlebensrate über alle Stadien zwischen 72% in Europa, 80% in Deutschland und 84% in den USA. Risikofaktoren sind eine unopponierte Östrogengabe, Tamoxifen, ovarielle Stimulation durch Clomifen, späte Menopause, ein metabolisches Syndrom (Diabetes mellitus, gestörte Glukosetoleranz, PCO-Syndrom, erhöhter BMI) und das Lynch-Syndrom. Eine transvaginale Ultraschalluntersuchung bei asymptomatischen Frauen zur Früherkennung des EC soll nicht durchgeführt werden. Ausschlaggebend ist das Kardinalsymptom Postmenopauseblutung bzw. Regeltypusstörung bei Frauen in der Prämenopause. Der Goldstandard für die histologische Abklärung ist die Kombination aus Hysteroskopie und fraktionierter Abrasio. Histologisch und klinisch werden zwei Typen unterschieden: Typ 1 EC, endometrioide und muzinöse EC, weisen die „klassischen“ Risikofaktoren und ein östrogenabhängiges Wachstum auf, entwickeln sich über den Weg der atypischen Hyperplasie, zeigen eine hohe ER-Expression und häufig PTEN Mutationen sowie solche im Mismatch-Reparatur-System, werden überwiegend im Stadium FIGO I diagnostiziert und betreffen im Durchschnitt Frauen zwischen 55 – 65 J. Typ 2 EC, seröse und klarzellige EC, entwickeln sich auf dem Boden eines atrophen Endometriums, vielleicht als SEIC, die Patientinnen sind älter, etwa 65 – 75 J., es liegt meist keine oder eine niedrige ER- und PR-Expression vor, der Östrogenbezug fehlt, schon früh erfolgen TP53 Mutationen, die Diagnose erfolgt häufiger im Stadium FIGO II – IV, es sind per definitionem G3-Karzinome. Die Karzinosarkome (MMMT) werden heute als dedifferenzierte EC betrachtet. Grundlage der Therapie ist in den meisten Fällen die totale Hysterektomie mit beiden Adnexen. Bei endometrioiden EC im vermuteten Frühstadium sollte die HE mit beiden Adnexen durch ein laparoskopisches oder laparoskopisch assistiertes vaginales Verfahren erfolgen. In höheren Stadien bzw. je nach Risiko erfolgen adjuvant die platinbasierte Chemotherapie, und/oder Radiotherapie – als Tele- und/oder Brachytherapie. Eine adjuvante Gestagentherapie nach Operation eines EC soll nicht durchgeführt werden. Eine (molekular-)pathologische Untersuchung hinsichtlich Lynch-Syndrom im Tumorgewebe sollte bei einem vor dem 60. Lebensjahr diagnostizierten Endometriumkarzinom erfolgen. Im Rahmen der Nachsorge sollten bei asymptomatischen Patientinnen weder bildgebenden Untersuchungen noch Tumormarkerbestimmungen durchgeführt werden.


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    Interessenkonflikt

    Keine Interessenkonflikte