Pharmacopsychiatry 2020; 53(02): 98-99
DOI: 10.1055/s-0039-3403051
P8 Various
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ADHS und Oligoantigene Diät – Verhaltensreaktionen auf unverträgliche Lebensmittel vor und nach der Diät

HW Clement
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
,
L Beiner
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
,
E Yorgidis
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
,
C Clement
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
,
K Schneider-Momm
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
,
E Schulz
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
,
C Fleichhaker
1   Universitätsklinikum Freiburg, Germany
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
24 February 2020 (online)

 
 

    Einführung Der Einfluss der Nahrung auf das Verhalten von Kindern mit ADHS wird bereits im frühen 20. Jahrhundert beschrieben. Eine Metaanalyse von Sonuga-Barke et al. (2013) vergleicht nicht-pharmakologische Interventionen bei ADHS bezüglich ihrer Wirksamkeit. Dabei wurden die Möglichkeiten der Ernährungsintervention, einschließlich restriktiver Eliminationsdiäten kritisch diskutiert. Ergebnisse aus der niederländischen Arbeitsgruppe von Buitelaar stechen hier durch besonders hohe Effektstärken hervor. Die Ernährungsumstellung aufgrund individueller Nahrungsunverträglichkeiten führte bei mehr als 2/3 der Patienten zur signifikanten Verbesserung von ADHS. Die vorliegende Studie prüft die Machbarkeit der Ernährungsintervention im ambulanten setting unter teilweise verblindeten Bedingungen.

    Methoden Vierundzwanzig Kinder mit ADHS-Diagnose (18 m/6 f; Alter 7 – 14) gemäß ICD-10 wurden vor und nach vierwöchiger oligoantigener Diät getestet. Die ADHS Symptomatik wurde über den ADHD-Rating scale Elternbericht (ARS) und über die tägliche Beurteilung durch Conners Kurzfragebögen (CK) von Eltern und Lehrer bewertet. Die ARS Video-Befragungen wurden pseudonymisiert und verblindet bzw. unverblindet ausgewertet.

    Ergebnisse Der ARS verbesserte sich unter Diät insgesamt auf etwa 44% des Ausgangswerts und auch in den Subskalen (Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit/Impulsivität) signifikant. Die Effekte der unverträglichen Nahrungskomponenten wurden mittels CK erfasst. Der CK zeigte einen Zusammenhang zwischen Nahrungsauswahl und ADHS nach, aber nicht vor der oligoantigenen Diät. Von 24 Patienten beendeten 22 die Diät, Bei 16 Patienten konnten in der Wiedereinführungsphase die Lebensmittel-Unverträglichkeiten identifiziert werden. Diese zeigten deutliche Verhaltensänderungen nach der Diät, aber nicht vor der Diät. Häufigste Auslöser waren Milch- und Milchprodukte.

    Zusammenfassung Oligoantigene Diät ist ein valides Instrument zur Identifizierung individueller Nahrungsmittelunverträglichkeiten bei ADHS. Bei Einhaltung individueller Ernährungsempfehlungen können bei 2/3 der Kinder mit ADHS die Symptome nachhaltig verbessert werden.


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