Pneumologie 2020; 74(S 01): 7
DOI: 10.1055/s-0039-3403066
Freie Vorträge (FV02) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Neue praxisrelevante Forschungsergebnisse zu Bronchiektasen und pneumologischen Infektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation der prognostischen Prädiktion der CRB- und qSOFA-Kriterien bei Patienten mit Pneumonie und schwerer Immunsuppression

S Frantz
1   Uniklinikum Dresden, Medizinische Klinik 1, Pneumologie
,
B Schulte-Hubbert
2   Medizinische Klinik und Poliklinik I; Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden Universitätsmukoviszidosecentrum „Christiane Herzog“ (Umc)
,
M Kolditz
3   Universitätsklinikum Dresden; Bereich Pneumologie
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Hintergrund: Ein erheblicher Anteil von Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) leidet an einer schweren Immunsuppression. Empfohlene Scores zur Risikoprädiktion sind bei dieser Patientengruppe bisher nicht validiert.

    Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie am Uniklinikum Dresden zwischen 2014 und 2017 mit Einschluss konsekutiver Patienten mit CAP und schwerer Immunsuppression (u. a. Neutropenie, hämatologische Neoplasie, Z. n. allogener Stammzell- oder Organtransplantation, HIV-Infektion mit CD4-Zellen < 200/µl, zytostatische oder rheumatologische immunsuppressive Therapie innerhalb der letzten 3 Monate, Prednisolon-Äquivalent > 10 mg/d > 3 Monate). Patienten mit dokumentierter Therapielimitation oder direkter Aufnahme auf die Intensivstation wurden ausgeschlossen. Die CRB-65- und qSOFA-Kriterien wurden bei Erstvorstellung dokumentiert. Der primäre Endpunkt war definiert als Notwendigkeit mechanischer Beatmung oder von Vasopressoren (MVVS) und/oder Krankenhausletalität.

    Ergebnisse: Von 198 eingeschlossenen Patienten erfüllten 41 (21%) den primären Endpunkt, 19 (10%) verstarben. Das Alter war kein unabhängiger Prädiktor, dagegen waren sowohl der CRB- als auch der qSOFA-Score in der Kaplan-Meier-Analyse sowie in der multivariaten Analyse unabhängig von anderen Prädiktoren mit dem primären Endpunkt assoziiert (jeweils p < 0,001). In der ROC-Analyse erreichten beide Scores eine moderate Prädiktion (AUC 0,70 bzw. 0,69), bei 0 vorliegenden Kriterien zeigte sich ein NPV von jeweils 89% (13/120 bzw. 12/105 Patienten „übersehen“). Bei ≥ 2 Kriterien resultierten PPVs von 44 bzw. 58%.

    Diskussion: Sowohl die CRB- als auch die qSOFA-Kriterien zeigen eine moderate prognostische Aussagekraft. Ihr NPV ist nicht ausreichend zum sicheren Ausschluss von Komplikationen. Bei > 1 positivem Score-Kriterium besteht ein hohes Risiko eines Organversagens.


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