Pneumologie 2020; 74(S 01): 98
DOI: 10.1055/s-0039-3403284
Posterbegehung (PO20) – Sektion Klinische Pneumologie
Fortschritte bei Lungenfibrosen 2020
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hospitalisierung im Kontext der Diagnose Interstitieller Lungenerkrankungen – Häufigkeit und Einflussfaktoren auf Basis bundesweiter Kassendaten

L Schwarzkopf
1   Helmholtz Tenrtum München GmbH, Institut für Gesundheitsökonomie und Management Im Gesundheitswesen, Neuherberg, Comprehensive Pneumonology Center Munich (Cpc-M); Deutsches Zentrum für Lungenforschung
,
R Kotulla
2   Helmholtz Zentrum München
,
M Kreuter
3   Zentrum für Interstitielle und Seltene Lungenerkrankungen, Pneumologie und Beatmungsmedizin, Thoraxklinik; Universitätsklinikum Heidelberg und Translationales Zentrum für Lungenforschung Heidelberg (Tlrc); Mitglied des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (Dzl)
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Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Hintergrund: Der Diagnoseprozess bei Interstitiellen Lungenerkrankungen (ILDs) ist komplex und meist langwierig. Annahmegemäß beeinflussen demographische und morbiditätsbezogene Patientencharakteristika sowie der Zugang zu spezialisierter Versorgung die Dauer und das Setting der Diagnosestellung. Unsere Studie setzte sich das Ziel, Faktoren zu identifizieren, die den Erstverdacht bzw. die Diagnosesicherung im stationären Umfeld begünstigen.

    Methoden: Anhand bundesweiter Kassendaten von 26 326 ILD-Patienten mit Erstdiagnose zwischen 2010 und 2013 wurde deskriptiv ermittelt, welcher Anteil a) eine Verdachts- bzw. b) eine gesicherte ILD-Diagnose im Krankenhaus erhält. Dann wurden mittels logistischer Regressionsmodelle über LASSO-Selektion für beide Situation relevante Einflussfaktoren ermittelt. Hierbei wurden Alter, Geschlecht, Komorbiditätslast, ILD-Subtyp und Leistungsinanspruchnahme im Vorjahr (Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, diagnostische Maßnahmen) als mögliche Einflussgrößen berücksichtigt.

    Ergebnisse: 14 272 (54,2%) Patienten erhielten eine stationäre Verdachts- und 16 158 (62,7%) eine stationäre Absicherungsdiagnose. Bei 9678 (36.8%) Patienten erfolgte die Diagnostik ausschließlich ambulant. Höheres Alter und erhöhte Komorbiditätslast begünstigten eine stationäre Verdachtsdiagnose bei zugleich geringerer Chance auf eine stationäre Diagnosesicherung. Lungenfunktionstests, HR(CTs), Bronchoskopien und Lungenbiopsien waren positiv sowohl mit stationärer Verdachts als auch Absicherungsdiagnose assoziiert, wohingegen die Kontakthäufigkeit mit Pulmonologen/Internisten jeweils negativ assoziiert war.

    Schlussfolgerungen: Die stationäre Abklärung spielt in der Diagnostik von ILDs eine zentrale Rolle, v. a. in der Endoskopie. Eine ambulante Diagnosestellung ist oft möglich und sollte ggf. in Zusammenarbeit mit spezialisierten Zentren erfolgen, auch in Hinblick auf eine Kryo-Biopsie. Eine bessere Sensibilisierung der Hausärzte für ILD als mögliche Diagnose sowie die frühzeitige Einbindung fachärztlicher Spezialisten könnte hierbei zu einer vermehrt ambulanten Diagnostik beitragen.


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