Pneumologie 2020; 74(S 01): 110
DOI: 10.1055/s-0039-3403304
Posterbegehung (PO21) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Pneumologische Infektiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Asymptomatische Manifestationen einer TBC (inzipiente und subklinische Tuberkulosen) – häufiger als gedacht?

A Sörensen
1   Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin; Krankenhaus vom Roten Kreuz
,
M Zenner
1   Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin; Krankenhaus vom Roten Kreuz
,
T Klemm
2   Labor. Prof. Enders. und Kollegen Mvz, Stuttgart
,
P Schwaderer
1   Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin; Krankenhaus vom Roten Kreuz
,
T Ewers
1   Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin; Krankenhaus vom Roten Kreuz
,
M Hetzel
1   Klinik für Pneumologie, Internistische Intensivmedizin, Beatmungsmedizin und Allgemeine Innere Medizin; Krankenhaus vom Roten Kreuz
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Einleitung: Bisher lag der Fokus bei der Tbc-Infektion vor allem auf dem Erscheinungsbild der latenten sowie der aktiven Tbc. In den letzten Jahren wird die Infektion zunehmend als ein kontinuierliches Spektrum erfasst. Hier haben sich die Begriffe der inzipienten und subklinischen Tbc etabliert. Entsprechend der Definition von Drain et al. sind die Patienten asymptomatisch. Inzipiente Fälle sind ohne, subklinische Fälle hingegen mit einem radiologischen oder mikrobiologischen Befund, der zu einer Tbc passt.

    Wir haben in unserer Klinik in den letzten 3,5 Jahren fast 170 Patienten mit einer Tbc-Infektion behandelt. Hiervon entsprechen 6 der Definition einer inzipienten und 9 dem Bild einer subklinischen Tbc. Exemplarisch beschreiben wir 2 Fälle.

    Falberichte

    (1) Eine 35-jährige, beschwerdefreie Patientin wurde wegen eines seit Monaten persistierenden Infiltrats im linken Unterlappen aufgenommen. Die initiale Diagnostik erbrachte keinen Nachweis von M. tuberculosis. 3 Monate später erfolgte eine erneute Vorstellung wegen Progredienz des Infiltrates. In der histologischen Beurteilung zeigten sich Epitheloidzell-Granulome, später fanden sich kulturell im Bronchialsekret und im Punktatmaterial M. tub. Dieser Verlauf spricht für den Übergang einer inzipienten Tbc in eine subklinische Tbc.

    (2) Eine 28-jährige, beschwerdefreie Patientin stellte sich zur Abklärung einer mediastinalen Lymphadenopathie vor. Sputum, Bronchialspülung und LK-Punktat waren zunächst ohne mikroskopischen oder kulturellen Nachweis von M. tub. In der zytologischen Untersuchung eines LK-Punktats fiel eine verkäsende Nekrose auf. In einem anderen LK-Punktat konnte kulturell M. tub. nachgewiesen werden. Hiermit lag eine subklinische TBC vor.

    Zusammenfassung: Retrospektiv waren fast 10% der Tbc-Fälle unserer Klinik als inzipiente oder subklinische Tbc zu klassifizieren. Es ist unbekannt, ob durch eine frühe Intervention die Progression in eine aktive Form verhindert werden kann und ob kürzere Therapieschemata zur Behandlung dieser frühen Formen ausreichend wären. Hierzu gibt es, ebenso wie zur Entwicklung eines Labortestes zur Diagnostik der inzipienten Tbc, großen Forschungsbedarf.


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