Rofo 2020; 192(S 01): S64
DOI: 10.1055/s-0040-1703300
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Inverse Korrelation von Läsionen des zentralen und des peripheren Nervensystems bei multipler Sklerose

J Jende
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg
,
F Kurz
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg
,
M Weiler
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Neurologie, Heidelberg
,
B Wildemann
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Neurologie, Heidelberg
,
S Heiland
3   Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie/Experimentelle Neuroradiologie, Heidelberg
,
W Wick
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Neurologie, Heidelberg
,
M Bendszus
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg
,
J Kollmer
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Neuroradiologie, Heidelberg
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 April 2020 (online)

 
 

    Zielsetzung Aktuelle Studien zur MR-Neurografie (MRN) bei der multiplen Sklerose (MS) haben gezeigt, dass eine Beteiligung des peripheren Nervensystems (PNS) bei der multiplen Sklerose vorliegt. Ziel der vorliegenden Studie war es, mögliche Zusammenhänge zwischen Läsionen des zentralen Nervensystems (ZNS) und des peripheren Nervensystem (PNS) zu untersuchen. Hierdurch sollte insbesondere untersucht werden, ob PNS Läsionen bei MS im Sinne einer Wallerschen Degeneration sekundär als Folge von Läsionen des ZNS auftreten.

    Material und Methoden 70 Patienten mit relapsing-remitting MS (RRMS) wurden mittels MRN und kompletter ZNS-Bildgebung (Gehirn und Myelon) bei 3 Tesla untersucht. Die ZNS und PNS Läsionen wurden von zwei unabhängigen Neuroradiologen ausgewertet. Die Ergebnisse wurden mit klinischen und elektrophysiologischen Daten korreliert.

    Ergebnisse Es zeigte sich eine negative Korrelation von ZNS- und PNS-Läsionen (r=-0.432; p=0.0002). Es konnten keine signifikante Korrelationen von PNS-Läsionen mit elektrophysiologischen Parametern oder demographischen Faktoren wie Alter, BMI oder Erkrankungsdauer nachgewiesen werden. Weiter wurde keine Korrelation mit der aktuellen oder vorangegangenen MS-spezifischen medikamentösen Therapie (Disease Modifying Therapy, DMT) gefunden.

    Schlußfolgerungen Die Ergebnisse legen Nahe, dass die Beteiligung des PNS bei der RRMS nicht als sekundäre Folge der ZNS-Schädigung auftritt. Es scheint stattdessen denkbar, dass Läsionen des ZNS und denen des PNS unterschiedliche immunologische Prozesse zugrunde liegen, die in longitudinalen Studien weiter untersucht werden sollten.


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