Z Gastroenterol 2021; 59(06): e73
DOI: 10.1055/s-0040-1705797
Interessanter Fall: Abstract 2021

3MRGN-multiresistente Salmonella typhi nach Pakistan-Aufenthalt

T Popp
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
,
A Augsten
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
,
T Schwarz
2   Institut für Labormedizin und Impfzentrum; Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
,
M Schubring
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
,
W Scheppach
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
› Author Affiliations
 
 

    Eine 42jährige Patientin wurde aufgrund eines Infektes mit Fieber, Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie stark reduziertem Allgemeinzustand stationär aufgenommen. Durchfälle, abdominelle Beschwerden oder Hautveränderungen wurden nicht beobachtet. Wenige Tage vor Aufnahme war die Patientin von einem einmonatigen Aufenthalt in Pakistan zurückgekehrt. Kontaktpersonen waren nicht erkrankt. Unauffällig waren eine abdominelle Sonographie, eine Röntgenaufnahme des Thorax sowie Serologien verschiedener Tropenerkrankungen. Eine Impfung gegen Typhus war vor der Reise nicht erfolgt.

    Die Diagnose des Typhus abdominalis ließ sich aus zwei positiven Blutkulturen sichern (Nachweis von Salmonella typhi mit einer 3MRGN (XDR)-Multidrug- Resistenz). Der Keim war auf zahlreiche Antibiotika unempfindlich und zeigte sich lediglich gegenüber Imipenem und Meropenem sensibel. Letzteres wurde 12 Tage lang gegeben; hierunter kam es zu einer deutlichen Besserung des Allgemein-zustands und Fieberfreiheit. Durchfälle oder Abdominalschmerzen traten auch im weiteren stationären Verlauf unter antibiotischer Behandlung nicht auf. Unter der Annahme einer anhaltenden Infektion wurde der Patientin ein Arbeitsverbot erteilt. Erst nach drei aufeinanderfolgenden negativen Stuhlproben mit Meldung an das Gesundheitsamt war eine Wiederaufnahme der Berufstätigkeit möglich.

    Typhus abdominalis ist eine systemische, hochansteckende Infektionskrankheit, welche durch Salmonella enterica Serovar typhi verursacht wird. Das höchste Infektionsrisiko liegt in Indien und Pakistan vor. In Deutschland werden die meisten Fälle aus tropischen und subtropischen Ländern importiert. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts hat in Endemiegebieten aufgrund zunehmender Resistenz-entwicklung die Gefahr eines Therapieversagens zugenommen. So wird seit November 2016 in Pakistan die endemische Verbreitung von hochresistenten (extensively drug resistant, XDR) Typhus-Erregern beobachtet, welche Resistenzen gegenüber nahezu allen zur Behandlung von Typhus abdominalis empfohlenen Antibiotika aufweisen. Gemäß WHO sind dies Resistenzen gegenüber Chloramphenicol, Ampicillin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Fluorchinolonen und Cephalosporinen der dritten Generation. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland erstmals Erkrankungen durch derartige XDR-Typhuserreger mit einer zusätzlichen Makrolidresistenz nach Aufenthalt in Pakistan registriert. Bei Typhusverdacht sollte die kalkulierte antibiotische Therapie daher der aktuellen Resistenzlage angepasst werden.


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    Publication History

    Article published online:
    10 June 2021

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