Z Gastroenterol 2021; 59(06): e74
DOI: 10.1055/s-0040-1705799
Interessanter Fall: Abstract 2021

Kolonobstruktion durch ein endoskopisch reseziertes riesiges Lipom

A Konwisorz
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
,
N Reißmann
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
,
M Zwicker
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
,
A Simon
2   Chirurgische Klinik, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, Würzburg
,
W Scheppach
1   Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie/Rheumatologie
› Author Affiliations
 
 

    Bei einem 92-jährigen Patienten wurde im Rahmen der Abklärung einer Eisen-mangelanämie und eines positiven Blutnachweises im Stuhl ein das Lumen ver-legender Polyp im Colon ascendens diagnostiziert. Der Patient befand sich in gutem Allgemeinzustand, vorbekannt waren eine chronische Herzinsuffizienz mit Vorhof-flimmern, eine COPD, Hyperurikämie und chronische Niereninsuffizienz Stadium III. Bei Aufnahme betrug der Hb-Wert 9,9 g/dl, die Transferrinsättigung 9 % sowie der Ferritinwert 15 μg/l. Endoskopisch inserierte der Polyp breitbasig auf der Bauhin’schen Klappe und wies einen Durchmesser von 40 mm (quer) bzw. 70 mm (längs) auf. Bioptisch konnte lediglich entzündliches Kolongewebe nachgewiesen werden, weder für ein Adenom noch für ein Karzinom ergaben sich Anhaltspunkte. Nach intravenöser Substitution von Eisen war daher in einer zweiten Sitzung die elektive Polypektomie geplant, wofür Edoxaban (Einnahme wegen Vorhofflimmerns) vier Tage zuvor pausiert wurde.

    Die Polypektomie konnte mittels Schlinge nach Unterspritzung mit Suprareninlösung (1:20.000) erfolgen. Komplizierend kam es zur pulsierenden Blutung aus der Abtragungsstelle, welche durch weitere Injektion von 10 ml Suprareninlösung und durch die Applikation zweier Klipps gestillt werden konnte. Anschließend erfolgte intentionell die Bergung des Polypen, indem dieser mit Hilfe der Schlinge am distalen Ende gefasst und bis ins Sigma gezogen wurde. Dort ließ sich der Polyp, bedingt durch eine Engstellung bei Sigmadivertikulose, nicht weiter in das Rektum ziehen. Durch die derbe Gewebsbeschaffenheit ließ sich der Polyp auch nicht durch die Schlinge fraktionieren. Nach umfassenden endoskopischen Bergungsversuchen wurden schließlich die Kollegen der Allgemeinchirurgie um Hilfe gebeten, die eine Laparoskopie anschlossen. Hierbei gelang es durch Fassen des mittleren Sigma-drittels mit der Babcock-Zange und Zug nach kranial problemlos, den fixierten Polypen durch den gestreckten rektosigmoidalen Übergang nach außen zu ziehen. Eine Kolotomie konnte vermieden werden. In der histologischen Aufarbeitung stellte sich der Polyp als großes submuköses Lipom ohne Malignitätskriterien dar.

    Der 92 j. Patient überstand die endoskopisch-laparoskopische Intervention gut. Der klinische Verlauf war durch eine Nachblutung und eine kardiale Dekompensation mit pulmonaler Stauung und Beinödemen gekennzeichnet. Sämtlichen Störungen konnten durch eine adäquate internistische Behandlung begegnet werden. Nach insgesamt 15 Tagen stationärer Behandlung konnte der Patient in gutem Allgemein-zustand entlassen werden.

    Lipome sind die häufigsten nicht-epithelialen benignen Neoplasien des Kolons, in Autopsiestudien wurden Kolonlipome in 0,2–0,5 % der Fälle als Zufallsbefund detektiert. Die häufigste Lokalisation stellt – wie in dem berichteten Fall – das Colon ascendens dar. Meist sind sie klinisch asymptomatisch, können jedoch durch gastro-intestinale Blutungen, rezidivierende abdominelle Schmerzen und durch Invagina-tionen auffallen. Die endoskopische Schlingenabtragung stellt neben der chirur-gischen Resektion eine Therapieoption bei großen symptomatischen Lipomen dar. Auch in der Literatur ist die vorherige eindeutige Einordnung als Lipom insbesondere bei großen Befunden mit ulzerierter Oberfläche nicht immer möglich. Der dargestellte Fall sticht durch die Größe des Lipoms sowie den komplikativen Verlauf der Abtragung hervor.


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    Publication History

    Article published online:
    10 June 2021

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