Nuklearmedizin 2020; 59(02): 100
DOI: 10.1055/s-0040-1708152
Wissenschaftliche Vorträge
Molekulare Bildgebung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekte des TSPO-Agonisten Etifoxin auf die vestibuläre Kompensation und zerebrale Gliaaktivierung nach unilateraler Labyrinthektomie im Rattenmodell: eine longitudinale [ 18  F]GE180-µPET Studie

M Lindner
1   Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, München
,
A Krämer
2   Klinikum der Universität München, LMU München, Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ), München
,
C Branner
2   Klinikum der Universität München, LMU München, Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ), München
,
M Grosch
2   Klinikum der Universität München, LMU München, Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum (DSGZ), München
,
A Gosewisch
1   Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, München
,
R Oos
1   Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, München
,
P Bartenstein
1   Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, München
,
S Ziegler
1   Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, München
,
A Zwergal
3   Klinikum der Universität München, LMU München, Neurologische Klinik, München
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
08 April 2020 (online)

 
 

    Ziel/Aim Nach einer akuten vestibulären Läsion bessert sich die Symptomatik innerhalb von Wochen durch die zentrale vestibuläre Kompensation (VC). Dabei kommt es zu einer transienten Gliaaktivierung im ipsiläsionalen vestibulären Kern (iVN), deren funktionelle Rolle unklar ist. In dieser Studie wurde untersucht, ob die Modulation der Gliaaktivierung durch den TSPO-Agonisten Etifoxin (ETX) einen Einfluss auf die symptomatische Erholung im Rattenmodell der unilateralen Labyrinthektomie (UL) hat. Zudem wurden die ETX–induzierten Effekte auf die Gliaaktivierung mittels [18F]GE180-µPET visualisiert.

    Methodik/Methods 21 SD-Ratten wurden einer UL durch transtympanale Instillation von Bupivacain/Arsanilsäure unterzogen. 11 Tiere erhielten ETX (25 mg/kg/d, i.p., für 7d post UL), 10 Tiere NaCl. Das Ausmaß der VC wurde durch die klinische Erfassung von Nystagmus und posturaler Asymmetrie (PA) an Tag 1,2,3,8,15,22,29 post UL beurteilt. Ein [18F]GE180-µPET wurde wöchentlich bis Tag 29 durchgeführt (50MBq, i.v., Transmission (15 min), Emission (30 min)). Die Bilder wurden Voxel-weise zwischen Zeitpunkten und Behandlungen mit SPM8 verglichen.

    Ergebnisse/Results Der Nystagmus verschwand bis Tag 8 post UL ohne Gruppenunterschiede. Die PA verringerte sich signifikant zwischen Tag 5 und 15 in der ETX-Gruppe (p = 0.008) und Tag 5 und 22 in der Sham-Gruppe (p < 0.001). Die ETX-Gruppe erreichte niedrigere Werte an Tag 15 (p = 0.032), 22 (p = 0.002) und 29 (p = 0.021). In beiden Gruppen war der [18 F]GE180-Uptake im Vgl. zur Baseline von Tag1-29 im ipsiläsionalen VN und bilateral im Hippocampus erhöht. Die ETX-Gruppe zeigte einen geringeren Uptake als die Kontrolle (p < 0.005) im ipsiläsionalen VN ab Tag 8 und im Hippocampus ab Tag 15.

    Schlussfolgerungen/Conclusions Die symptomatische Verbesserung durch ETX wird von einer verringerten Gliaaktivierung in zentralen vestibulären Netzwerken begleitet. Das [18F]GE180-µPET ist eine geeignete und sensitive Methode, um eine medikamenten-induzierte Modulation der Gliaaktivierung in vivo und im Zeitverlauf darzustellen.


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