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DOI: 10.1055/s-0040-1709062
Impfskepsis, Impfpolitik und Öffentlichkeit: Sozialwissenschaftliche Perspektiven
Kontext Anfang 2019 hat die Weltgesundheitsbehörde Impfskepsis zu einer der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit erklärt. “Vaccine hesitancy” ist ein sehr komplexes Phänomen, das von der Verzögerung von Impfungen bis zur Ablehnung einiger oder aller Impfungen reicht. Auch die Argumente, warum Impfungen verweigert werden, sind sehr vielfältig. Nicht nur global, sondern auch auf nationaler Ebene wird das Thema Impfen hitzig diskutiert, ob nun durch Rufe zur Verbesserung des Impfangebots, die Einführung eines elektronischen Impfpasses, oder die Diskussion zur Einführung einer Impfpflicht bei verschiedenen Personengruppen. Während weltweit Regierungen sich in Richtung einer allgemeinen Impfpflicht bewegen, beobachten wir in Österreich das Fortbestehen loser Politikinstrumente und die Haltung gegenüber einer allgemeinen Impfpflicht bleibt zögerlich.
Ziele Angesichts des Wiederauflebens von Infektionskrankheiten, wie etwa Masern oder Diphterie, die man in industrialisierten Ländern als längst überwunden dachte, soll in diesem Workshop 1) die Bandbreite von vaccine hesitancy erörtert werden, und 2) gemeinsam mit dem anwesenden Publikum notwendige Strategien erarbeitet werden, wie dem Problem begegnet werden kann. Die Sozialwissenschaften wurden bis dato in der österreichischen Debatte unzureichend involviert. Dieser Workshop soll dazu dienen, differenzierte Positionen zu Impfverhalten zu besprechen und mittels sozialwissenschaftlicher Evidenz die aktuelle Debatte darzustellen und zu entpolarisieren. Die Grundthese, die hier vertreten wird, ist, dass Impfprogramme grundsätzlich auf normativen Vorstellungen von einer „guten“ Gesellschaft basieren – damit haben die Sozialwissenschaften also einen klaren wissenschaftlichen Auftrag zur Mitgestaltung des öffentlichen Diskurses zur Thematik.
Inhalt Der Zielsetzung entsprechend besteht der Workshop aus zwei Teilen. Zum einen werden zwei Kurzreferate zu den folgenden Themen gehalten: „Vaccine hesitancy bei Masernimpfung – Argumente von impfzögerlichen Eltern und Gesundheitspersonal“ „Impfsysteme und Demokratie: Schutzimpfungen im politischen Kontext“. Im zweiten Teil des Workshops werden wir in einem Open Space Verfahren Ihre Meinung zu dem Thema einholen. Das Format des Open Space ermöglicht einerseits gemeinsames Nachdenken und Diskussion, und andererseits die Entwicklung konkreter Instrumente oder Maßnahmen innerhalb begrenzter Zeit.
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Publication History
Article published online:
26 May 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York