Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 381
DOI: 10.1055/s-0040-1709280
„Best of the Best“: Die fünf besten Abstracts als freie Vorträge
Freitag, 11. Dezember 2020 9.15 Uhr, Saal K1/2

Performance des kombinierten Ersttrimester-Screeningtests auf Präeklampsie an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern

B Mosimann
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
,
J Kubias
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
,
S Amylidi-Mohr
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
,
S Neumann
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
,
L Risch
2   Labormedizisches Zentrum Dr. Risch AG, Bern
,
D Surbek
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
,
L Raio
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde Inselspital Bern
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Der kombinierte Ersttrimester-Screeningtest auf Präeklampsie (PE), entwickelt von der Fetal Medicine Foundation (FMF) London, erlaubt die Prädiktion einer PE zu verschiedenen Gestationsaltern. Die ASPRE-Studie zeigte, dass 150 mg Aspirin täglich bei Frauen mit einem Risiko > 1:100 für eine PE vor 37 SSW (pPE) die PE-Inzidenz signifikant reduziert. Wir bieten seit Januar 2014 allen Schwangeren mit Einlingsschwangerschaften ein PE-Screening an und haben im Juli 2017 die Screening-Strategie der ASPRE-Studie angepasst. Ziel unserer Studie ist es, die Performance des PE-Screenings in unserer Bevölkerung zu untersuchen.

    Methoden und Patientinnen Alle Schwangerschaften mit einem PE-Screening zwischen Januar 2014 und Dezember 2018 wurden eingeschlossen. Bis Ende Juni 2017 verordneten wir den Frauen mit einem Risiko > 1:200 für eine PE vor 34 SSW (eoPE) 100 mg Aspirin, ab Juli 2017 wurde allen Frauen mit einem Risiko > 1:100 für pPE 150 mg Aspirin verschrieben. Die PE-Definition erfolgte nach den klassischen Kriterien mit einem Blutdruck > 140/90 und einer Proteinurie > 300mg/24h. Die statistische Analyse erfolgte mit GraphPad 8.0.

    Ergebnisse 3192 Schwangere wurden eingeschlossen, 1903 Frauen bis Juni 2017, 1289 Frauen danach. Das Hintergrundsrisiko in unserer Bevölkerung entspricht demjenigen der untersuchten Population der FMF London. Der MAP-MoM (multiple of Median) ist 1.001 [0.95-1.06], der UtA-PI-MoM liegt bei 0.95 [0.76-1.17] und der PlGF-MoM bei 0.95 [0.74-1.23]. Bei 300/3192 (9.4 %) aller Schwangeren zeigt sich ein Risiko > 1:200 für eoPE, bei 507/3192 (15.9 %) ein Risiko > 1:100 für eine pPE. Entsprechend erhöhte sich die Screen-positiv Rate (SPR) von 8.9 % in der ersten Studienperiode auf 17 % nach Juni 2017 (p < 0.0001) und damit die Prävalenz von Schwangerschaften unter Aspirin (15.0 % vs 8.2 %, p < 0.0001). Die Inzidenz der PE ist 1.58 % resp 1.50 % (ns) in beiden Studienperioden.

    Diskussion Unsere Resultate zeigen, dass die ermittelten Messwerte der verschiedenen Screening-Parameter den Erwartungen entsprechen und dass mit Aspirin-Prophylaxe im Risikokollektiv die PE-Inzidenz tief ist im Vergleich mit historischen Kollektiven. Der im ASPRE-Trial empfohlene Cut-Off von > 1:100 für pPE führt in unserer Bevölkerung zu einer SPR, welche deutlich über den Empfehlungen liegt und die Erhöhung der SPR von 8.9 % auf 17 % führte zu keiner weiteren Reduktion der PE-Inzidenz. Es empfiehlt sich, die Performance zu kontrollieren und den Cut-off einer SPR von ungefähr 10 % anzupassen.


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    Publication History

    Article published online:
    04 December 2020

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