Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 401
DOI: 10.1055/s-0040-1709334
Poster

Verlauf von maternalem body mass index und maternaler Gewichtszunahme, sowie maternalem und kindlichem Outcome bei Zwillingsschwangerschaften zwischen 2000 und 2015

J Schubert
1   Mutter-Kind Zentrum, Philipps Universität Marburg
2   Clara Angela Foundation, Witten und Berlin
,
N Timmesfeld
3   Institut für Biometrie und Epidemiologie, Ruhr Universität Bochum
,
K Noever
1   Mutter-Kind Zentrum, Philipps Universität Marburg
2   Clara Angela Foundation, Witten und Berlin
,
B Arabin
2   Clara Angela Foundation, Witten und Berlin
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Da die Auswirkungen von maternalem body mass index (BMI) und Gewichtszunahme bei Zwillingsschwangerschaften auf das maternale und kindliche Outcome bisher kaum erforscht wurden, war unser erstes Ziel, deren Entwicklung in einem großen Patientenkollektiv von Zwillingschwangerschaften über einen längeren Zeitraum zu analysieren.

    Methoden Von 2000 bis 2015 wurden in der Hessischen perinatologischen Datenbank (HEPE) 13 679 Zwillingsschwangerschaften (1,8 % aller Geburten) registriert. Nach ausgedehnter Plausibilitätskontrolle und Anwendung definierter Einschlusskriterien verblieben 10 603 Fälle zur Auswertung. Die Veränderungen wurden mit einem linearen bzw. logistischen Regressionsmodell getestet. Als Novum für die klinische Einschätzung wurden Quartilen der maternalen Gewichtszunahme berechnet.

    Ergebnisse Im Beobachtungszeitraum stieg die Zwillingsrate von 1,5 % auf 1,9 % (p < 0,001). Es zeigte sich ein signifikanter Anstieg des maternalen Alters von 31,4 auf 32,9 Jahre (p < 0,0001), des durchschnittlichen BMI zu Beginn der Gravidität von 24,4 kg/m2 auf 25,4 kg/m2 (p < 0,0001) und des Anteils adipöser Frauen von 11,9 % auf 16,9 % (p < 0,001). Die wöchentliche maternale Gewichtszunahme stieg von 567 g/Woche im Jahr 2000 auf 586 g/Woche (p = 0.001), dabei lag die Grenze des untersten Quartils bei 419g/Woche und für das höchste Quartil bei 692 g/Woche. Parallel zeigte sich eine signifikante Erhöhung des Anteils von Kaiserschnittgeburten (p < 0,001), Frühgeburten vor der 34. Schwangerschaftswoche (p < 0,01) und von Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1500g (p < 0,001). Weder die Raten von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (p = 0,77) oder postpartalen Blutungen (p = 0,12), noch die Raten der perinatalen Mortalität (p = 0,82), der Totgeburten (p = 0,85) oder der Verlegungen in eine Kinderklinik (p = 0,28) zeigten signifikante Veränderungen.

    Diskussion Parallel zu dem Anstieg von maternalem BMI und Gewichtszunahme, zeigte sich in dieser Kohorte eine Zunahme von Kaiserschnittentbindungen und Frühgeburten. Um zu beurteilen, welche Risikofaktoren diese Veränderungen verursachen und inwieweit diese das Outcome bei Zwillingsschwangerschaften kausal beeinflussen, werden wir Multivariat-Analysen durchführen.

    Die Quartilen maternaler Gewichtszunahme können schon jetzt für klinische Forschung und Praxis hilfreich sein. Diese Ergebnisse werden demnächst international publiziert (Schubert et al. Arch Gyn Geb, in press).


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    Publication History

    Article published online:
    04 December 2020

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