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DOI: 10.1055/s-0040-1710220
Entwicklung des NUTRIMENTAL-Screeners – ein Screening-Tool zur Anwendung in der Versorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen
Menschen, die mit einer schweren psychischen Erkrankung leben, leiden häufig an Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, was wiederum mit einer Lebenszeitverkürzung um etwa 13 Jahre einhergeht. Neben den Nebenwirkungen von Psychopharmaka, zählen eine ungesunde Ernährungsweise und ein gestörtes Essverhalten zu den wichtigsten Ursachen. Das Ernährungsverhalten von Menschen mit psychischen Erkrankungen findet in der psychiatrischen Versorgung bislang jedoch kaum Beachtung. Das Fachpersonal in psychiatrischen Einrichtungen hat Schwierigkeiten Ernährungsprobleme von Menschen mit psychischen Erkrankungen zu erkennen. Ernährungsbezogene Screening-Instrumente, welche teils obligatorisch in Krankenhäusern eingesetzt werden, zielen in der Regel auf die Identifikation von Unterernährung ab und sind somit für den Einsatz in der psychiatrischen Versorgung eher ungeeignet.
In diesem Beitrag wird zunächst dargestellt, welche Bedeutung die Ernährung für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen hat und welche Implikationen dies für die Verbesserung der psychiatrischen Versorgung hat. Des Weiteren wird ein internationales Projekt zur Entwicklung eines Screening-Tools, dem NUTRIMENTAL-Screener, vorgestellt. Dieses Instrument soll Fachkräften im psychiatrischen Versorgungssystem helfen, Patienten zu identifizieren, die besondere Unterstützung bei Ernährungsfragen benötigen. In die Entwicklung des Instrumentes werden Betroffene, Fachkräfte und Experten im Fachgebiet der Ernährungspsychiatrie einbezogen. Anschließend erfolgt die Machbarkeits- und Validitätsprüfung des Screening-Instrumentes. Erste Ergebnisse der qualitativen Leitfadeninterviews mit Menschen mit psychischen Erkrankungen werden vorgestellt. Es wird von Erfahrungen und Überzeugungen der Betroffenen in Bezug auf deren Essen und deren Ernährung berichtet, sowie Barrieren und Herausforderungen im Zusammenhang mit der psychischen Erkrankung und den Nebenwirkungen der Medikamente werden aufgezeigt.
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Publication History
Article published online:
16 June 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York