Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 234-235
DOI: 10.1055/s-0040-1710252
Abstracts
Intensivmedizin, Nephrologie, Chirurgie

Die Zuverlässigkeit von Formeln zur Berechnung des Ruhenergiebedarfes bei invasiv-beatmeten neurochirurgischen Patienten im Vergleich zur indirekten Kalorimetrie

R Meisterfeld
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Germany
,
M Dengl
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Dresden, Germany
,
J von Renesse
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Germany
,
K Baumann
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Germany
,
F Oehme
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Germany
,
H-C Held
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Germany
› Institutsangaben
 
 

    Fragestellung Eine Über- oder Untereralimentation von Intensivpatienten führt zu einer signifkant erhöhten Mortalität. Für die Messung des Ruheenergieumsatzes (mREE) invasiv-beatmeter Patienten steht die indirekte Kalorimetrie (iC) als Goldstandard zur Verfügung. Zeitgleich existieren zur Berechnung des REE (cREE) zahlreiche Formeln. Die Brauchbarkeit Dieser wird immer mehr in Frage gestellt. Für neurochirurgische Intensivpatienten ist eine solche Evaluierung nicht verfügbar. Statische Formeln berücksichtigen nur unveränderliche bzw. sehr langsam veränderliche Parameter wie Alter oder Geschlecht. Dynamische Formeln beziehen aktuelle Werte wie Temperatur oder Atemvolumina in die Berechnung ein. Das Ziel der Studie ist die Überprüfung von Korrelation, Zuverlässigkeit (Bias) und Genauigkeit (Accuracy) ausgewählter Formeln im Vergleich zur durch iC bestimmten REE.

    Methodik Zwischen 07/2019 und 01/2020 erfolgte bei 70 invasiv-beatmeten neurochirurgischen Patienten die Messung des REE mittels iC. Gleichzeitig erfolgte die Berechnung des REE mittels statischer (ACCP, Fusco, Harris-Benedict, Harris-Benedict (84), Ireton-Jones (92), Ireton-Jones (97), Livingston, Mifflin-St. Jeor, Owen und Schofield) und dynamischer (Brandi, Faisy, Penn State (Harris-Benedict), Penn State (Mifflin) und Swinamer) Formeln. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Pearson-Korrelation und Bland-Altman-Analyse. Der Bias ist dabei die durchschnittliche prozentuale Abweichung von der meanREE. Die Accuracy ist der Anteil der cREE je Formel, der innerhalb ±10 % der meanREE liegt. (meanREE=(cREE+mREE)/2)

    Ergebnisse Die Korrelation zwischen mREE und cREE war für dynamische Formeln höher als für statische: Swinamer r = 0,635, Penn State (Mifflin) r = 0,602, Penn State (Harris-Benedict) r = 0,597, Brandi r = 0,577, Faisy r = 0,564; bei den statischen Formeln war Livingston mit r = 0,499 am höchsten (alle p < 0,001). Die Bland-Altman-Analyse zeigte allerdings auch für die meisten dynamischen Formeln einen relevanten positiven Bias: Swinamer: 12,2 %, Penn State (Mifflin) 5,9 %, Penn State (Harris-Benedict) 10,5 %, Faisy 19,2 %. Lediglich die Formel nach Brandi zeigte einen nicht-signifikanten Bias von 2,5 %. Die Accuracy war für alle Formeln nur mäßig. Am höchsten für dynamischen Formeln Penn State (Mifflin) 50 %, Brandi 48,6 % und Penn State (Harris Benedict) 44,3 %.

    Schlussfolgerung Keine der untersuchten Formeln erfüllt alle Gütekriterien, um die iC bei neurochirurgischen Intensivpatienten zu ersetzen.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    16. Juni 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York