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DOI: 10.1055/s-0040-1710260
Keine Ernährungsintervention trotz Mangelernährung; keine Mangelernährung und trotzdem eine Ernährungsintervention? Eine Exploration im Pflegeheimsetting
Einleitung Mangelernährung (ME) ist ein verbreitetes Problem in Pflegeheimen. Teilweise, aber nicht immer werden Maßnahmen ergriffen, wobei die jeweiligen Gründe bisher nicht untersucht wurden. Ziel der Studie war die Beschreibung von Gründen für oder gegen eine Ernährungsintervention (EI), abhängig von der subjektiven Einschätzung des Ernährungszustandes (EZ) der Bewohner (Be) durch das Pflegepersonal.
Methoden Im Rahmen des nutritionDays wurde in 7 Pflegeheimen der Ernährungszustand (EZ) von 246 Bewohnern (Be) ohne Sondenernährung durch das Pflegepersonal eingeschätzt (mangelernährt, Risiko für Mangelernährung (RfME), nicht mangelernährt). Momentan gegebene EI (angereicherte Kost (aK) und/oder Trinknahrung (TN) wurden schriftlich, mit einem standardisierten Fragebogen und die Gründe des Pflegepersonals für oder gegen deren Gabe durch eine persönliche Befragung erfasst.
Ergebnis Insgesamt 73 Be (29,7 %) erhielten eine EI, 50x wurde eine aK (68,4 %) gereicht, 3x eine TN (4,2 %), 20x (27,4 %) aK&TN. Nach Einschätzung des Pflegepersonals waren 27 Be (11,0 %) mangelernährt. Davon erhielten 8 Be (34,4 %) keine EI. Gründe waren eine terminale Situation (1x), eine Patientenverfügung (5x), der Betreuer verbat eine EI (1x) oder ein weiteres Abwarten der Gewichtsentwicklung (1x). Die Gründe, warum 19 Be mit ME mit einer EI versorgt wurden, waren eine Gewichtsabnahme (3x), eine geringe Essmenge (8x), 4x ein schlechter Ernährungszustand, 3x ein niedriger BMI,1x ein Tumor. Bei 63 Be (27,5 %) wurde ein RfME angegeben; 24 Be (38,0 %) bekamen keine EI. Bei 20 Be wurde der weitere Gewichtsverlauf abgewartet und 1x das Essmengenprotokollergebnis, 2x lag eine Patientenverfügung vor, 1x gab es keine Erklärung. Bei 39 Be mit einem RfME waren eine geringe Essmenge bei Demenz (14x) und bei Depression (3x) die Gründe für eine EI, 11x eine Gewichtsabnahme, 2x ein Tumor, 7x ein niedriger BMI, 2x keine Antwort. Trotz normalem EZ wurde 15 Be eine EI angeboten; 10x wegen einer zu geringen Essmenge, einer Gewichtabnahme (3x), eines Tumors (1x), keine Antwort (1x).
Schlussfolgerung Für fehlende EI trotz ME liegen zum Teil triftige Gründe vor. Da auch Bewohner ohne Risiko für Mangelernährung häufig EI erhielten, muss die subjektive Einschätzung der Pflege hinterfragt werden und sollte im nächsten Schritt mit objektiven Parametern verglichen werden.
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Publication History
Article published online:
16 June 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York