Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 242
DOI: 10.1055/s-0040-1710271
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Die Bedeutung von Alkoholkonsum im Rahmen einer mediterranen Ernährungsweise bei Frauen mit genetisch bedingtem Brustkrebsrisiko

J Schumacher
1   Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
M Fuchs
1   Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
M Basrai
1   Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
B Seethaler
1   Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
,
C Engel
2   Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, München, Germany
,
M Siniatchkin
3   Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Institut für medizinische Psychologie und Soziologie, Kiel, Germany
,
M Halle
4   Universität Leipzig, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Leipzig, Germany
,
M Kiechle
5   Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Frauenklinik, München, Germany
,
SC Bischoff
1   Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Lebensstil und Präventionsstrategien haben für Frauen mit Brustkrebsrisiko durch BRCA1/2-Mutation große Bedeutung. In der LIBRE-Studie erhalten betroffene Frauen in der Interventionsgruppe Schulungen zur mediterranen Ernährung (MedE). Die Empfehlungen erlauben täglich ein Glas Rotwein zu einer Mahlzeit. Andererseits spricht sich die Internationale Agentur für Krebsforschung für strikte Alkoholabstinenz aus. Bisher ist ungeklärt, ob der typisch mediterrane, mäßige Alkoholgenuss im Rahmen der MedE bei erhöhtem Brustkrebsrisiko Nachteile bringt und die protektive Wirkung dieser Ernährungsweise aufhebt.

    Mithilfe einer systematischen Literaturanalyse wird untersucht, wie sich regelmäßiger moderater Alkoholkonsum, als Bestandteil der MedE, besonders auf kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) und Malignome, im Speziellen Brustkrebs, auswirkt. Insbesondere wird analysiert, inwiefern Alkoholkonsum einen Einfluss auf die Brustkrebserkrankung bei BRCA1/2-Mutation hat.

    Die MedE senkt sowohl das CVD- als auch das Krebsrisiko. Moderater Alkoholkonsum zeigt schützende Effekte für das Herz-Kreislauf-System, kann jedoch als Risikofaktor für verschiedene Krebserkrankungen gelten. Viele Studien finden einen risikosteigernden Zusammenhang zwischen mäßigem Alkoholkonsum und Brustkrebs, jedoch sind die Untersuchungsergebnisse nicht konsistent. Studien zu dieser Fragestellung weisen zahlreiche methodische Limitationen auf, u.a. unzureichende Definitionen des Alkoholkonsums. Dem täglichen Glas Rotwein als üblichem alkoholischen Getränk der Mittelmeerregion kommt allerdings eher eine neutrale oder risikosenkende Wirkung zu. In den wenigen Studien bei BRCA1/2-Mutation ergab sich im Gegensatz zu den Studien in der Allgemeinbevölkerung in der Mehrzahl kein positiver Zusammenhang zwischen Alkohol und Brustkrebsrisiko. Es zeigte sich sogar eine mögliche Risikominderung in einer Studie bei BRCA1-Mutation für den Konsum von Wein sowie in einer anderen Untersuchung bei BRCA2-Mutation für einen Alkoholkonsum von <  4 g täglich.

    Moderater regelmäßiger Alkoholkonsum schützt vor CVD, erhöht hingegen in vielen Untersuchungen das Krebsrisiko. Der Einfluss von mäßigem Alkoholkonsum als Komponente der MedE auf Brustkrebs ist bislang nicht in einem prospektiven Setting untersucht, insbesondere nicht im Vergleich zu MedE unter Alkoholabstinenz. Die Literaturdaten weisen jedoch darauf hin, dass die Erlaubnis zum geringen Rotweingenuss im Rahmen der MedE bei Frauen mit BRCA1/2-Mutation bestehen bleiben kann.


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    Publication History

    Article published online:
    16 June 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York