Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 14
DOI: 10.1055/s-0040-1713226
Abstracts Geburtshilfe & Fetomaternale Medizin Jahrestagung Graz

Valaciclovir-Therapie bei einem symptomatischen CMV-infizierten Feten: ein Fallbericht

M Schütz A -
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
M Bruckner
2   Klinische Abteilung für Neonatologie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
L Mileder
2   Klinische Abteilung für Neonatologie, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
R Hochstätter
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
N Taumberger
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Österreich
,
P Klaritsch
1   Klinische Abteilung für Geburtshilfe, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz, Österreich
› Author Affiliations
 
 

Einleitung: Das Cytomegalievirus (CMV) stellt die häufigste Ursache einer vorgeburtlichen Infektion dar. Feten, bei welchen bereits sonographische Infektionszeichen vorliegen, weisen ein deutlich höheres Risiko für neurokognitive Entwicklungsverzögerungen und Innenohrschwerhörigkeit auf. Studien berichten über eine maternale Valaciclovir-Therapie, wodurch die Zahl an asymptomatischen Neugeborenen von 43% auf 82% gehoben werden konnte [1]. Wir beschreiben einen Fall, bei dem dieser Therapieansatz angewandt wurde.

Fallbericht: 26a G IV P I (Z. n. 2 xAB) Zuweisung in der 25. SSW wegen fetaler Wachstumsrestriktion. Sonographisch lag die Biometrie, bei akzeptablen Doppler-Werten, weit < 3. Pzt. und es zeigte sich ein ausgeprägter fetaler Aszites. Die Serologie, wie auch das Fruchtwasser- und Aszitespunktat, ergaben einen CMV-positiven Befund. Aufgrund der fetalen Infektionszeichen wurde von einer Hyperimmunglobulingabe abgesehen und ab der 25 + 3 SSW eine Off-Label-Behandlung mit Valaciclovir (2 g 4 xtgl.) durchgeführt. Die CMV-PCR wurde im Verlauf negativ und der fetale Aszites verschwand vollständig. Eine in der 31. SSW durchgeführte fetale Magnetresonanztomographie zeigte eine beginnende Mikrozephalie mit milder Ventrikulomegalie und V. a. Verkalkungen im Hirnparenchym. Aufgrund zunehmender Zentralisierung erfolgte in der 32 + 1 SSW die Schnittentbindung eines 1300 g (8. Pzt.) schweren Jungen (Apgar 5/8/9). Postpartal war die CMV-PCR aus Liquor und Harn positiv, weshalb eine Therapie mit Valganciclovir p. o. und zwischenzeitlich Ganciclovir i. v. durchgeführt wurde. In der vorläufig letzten Entwicklungskontrolle im Alter von zwei Jahren zeigten sich ein Mikrozephalus, eine Hypakusis links, die ein Cochlea-Implantat erforderte und eine kognitive Leistung im leicht- bis deutlich unterdurchschnittlichen Bereich (laut BSID-III).

Schlussfolgerung: Der beschriebene Krankheitsverlauf ist charakteristisch für eine kongenitale CMV-Infektion. Eine Valaciclovir-Gabe stellt erstmals eine vorgeburtliche Therapieoption dar [1]. Im beschriebenen Fall führten wir eine solche Therapie durch und konnten somit einem besonders gefährdeten Feten eine Behandlungsoption bieten, die möglicherweise zu einer milderen Ausprägung der Symptome geführt hat.


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Interessenkonflikt

Es bestehen keine Interessenskonflikte.

  • Literatur

  • 1 Leruez-Ville M, Ghout I, Bussières L. et al. In utero treatment of congenital cytomegalovirus infection with valacyclovir in a multicenter, open-label, phase II study. Am J Obstet Gynecol 2016; 215 (04) 462.e1-462.e10

Publication History

Article published online:
02 June 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

  • Literatur

  • 1 Leruez-Ville M, Ghout I, Bussières L. et al. In utero treatment of congenital cytomegalovirus infection with valacyclovir in a multicenter, open-label, phase II study. Am J Obstet Gynecol 2016; 215 (04) 462.e1-462.e10