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DOI: 10.1055/s-0040-1715002
Distresserfassung bei nicht äußerungsfähigen Palliativpatienten durch ein neues Sensorsystem? – Die Perspektive des Palliative Care Teams am Universitätsklinikum Freiburg im Rahmen der Quickstart Evaluation-Studie (QE-Studie) [296]
FragestellungDistresserfassung bei nicht äußerungsfähigen Palliativpatienten durch ein Sensorsystem: Wie gestaltet sich die Nutzerakzeptanz bei Beschäftigten?
Studiendesign Qualitative Studie
Methodik Die Klinik für Palliativmedizin (KfP) in Freiburg implementierte im Rahmen der QE-Studie zwischen 2017-19 ein nicht-invasives, bettgebundenes Sensorsystem zur frühen Erkennung von Distress durch Monitoring von u.a. Herz- und Atemfrequenz, Lautäußerungen und Bewegungsmessungen. Der qualitative Arm explorierte dabei die Nutzerakzeptanz der Beschäftigten: 20 Interviews mit Mitgliedern des multiprofessionellen Teams wurden transkribiert, anonymisiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnis Das Sensorsystem wird als nützlich für Patienten, Pflegekräfte und Angehörige bewertet, wenn es ergänzend zur bestehenden Versorgung eingesetzt wird. Zentral für die Nutzerakzeptanz ist, dass die professionelle Kompetenz der Einschätzung und Behandlung von Distress weiterhin beim Personal verortet wird und die Pflege als nicht ersetzbar durch ein technisches System gilt. Als Risiko wird dennoch der missbräuchliche Einsatz für Personaleinsparungen eingeschätzt.
Die Kombination von technischer Innovation und Begleitforschung trifft bei den Mitarbeitenden des Palliative Care Teams zudem auf besondere Bedingungen: eine kritische Prüfhaltung im Hinblick auf das Patientenwohl sowie ein besonderes multiprofessionelles Gefüge. Flache Hierarchien und Teilhabe aller Berufsgruppen an Forschungsentscheidungen führen zu interprofessionellen Diskussionen, die das jeweilige berufsethische und professionelle Selbstverständnis berühren und herausfordern können.
Diskussion Neben dem Nützlichkeitsaspekt bleiben für eine weiterführende Implementierung die berufsspezifischen Wertehaltungen im Team und die Kompatibilität mit bestehender Palliative Care Praxis zu beachten.
Take Home Message für die Kongressbesucher Zur Erhöhung der Nutzerakzeptanz sollten bei der Implementierung von technischen Innovationen in Palliative Care auch die berufsspezifischen Perspektiven des Teams einbezogen werden.
Offenlegungserklärung Kein Interessenskonflikt
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
31. August 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York