Entwicklung von arzneimittelspezifischen Empfehlungen für Off-Label-Use in der Palliativmedizin: ein Gruppen-Delphi-Prozess [95]

Fragestellung Arzneimittelanwendung außerhalb der Zulassung (Off-Label-Use) ist in der Palliativmedizin gängige Praxis; > 70 % des Off-Label-Use haben wenig oder keine wissenschaftliche Basis. Mangel an Evidenz macht Empfehlungen für Off-Label-Use unerlässlich, um Arzneimitteltherapiesicherheit und damit Patienten*innensicherheit zu erhöhen. Ziel der Studie: Entwicklung eines Leitfadens für die Erstellung und Konsentierung arzneimittelspezifischer Empfehlungen für Off-Label-Use in der Palliativmedizin.

Studiendesign Gruppen-Delphi-Prozess mit Vorabbefragung.

Methodik Gruppen-Delphi-Prozess mit drei Runden und vorausgehender Online-Umfrage zur Identifizierung von Dissensthemen. Teilnehmende waren Ärzt*innen, Pflegende und Apotheker*innen aus verschiedenen Versorgungsbereichen. Darüber hinaus wurden Vertretende relevanter Berufsverbände, Expert*innen mit akademischem, nichtklinischem Hintergrund bzw. mit internationaler Expertise eingeladen.

Ergebnis 18/20 der eingeladenen Expert*innen nahmen an der Online-Umfrage teil, 15 am Gruppen-Delphi-Prozess. Sechs Bereiche (Identifizierung von Arzneimitteln, Anwendungsgebiete, Evidenzbewertung, Therapieempfehlungen, Konsentierung und Aktualisierung von Empfehlungen) wurden generiert, entsprechende Aussagen in den Gruppen-Delphi-Prozess aufgenommen. Der Konsensprozess führte zu 28 Statements, die den Leitfaden für die Erstellung und Konsentierung der Empfehlungen bilden.

Diskussion Der entwickelte systematische Ansatz für die Erstellung und Konsentierung arzneimittelspezifischer Empfehlungen für den Off-Label-Use ermöglicht die Entwicklung transparenter und reproduzierbarer Monographien. Der Leitfaden ist Teil eines größeren Projekts, das als Ziel die Bereitstellung von Therapieempfehlungen für Bereiche mit wenig oder keiner wissenschaftlichen Evidenz hat.

Take Home Message für die Kongressbesucher Arzneimittelspezifische Empfehlungen für den Off-Label-Use können zur Erhöhung von Behandlungsqualität und Patient*innensicherheit sowie Entscheidungssicherheit beitragen.

Publication History

Article published online:
31 August 2020