Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e29
DOI: 10.1055/s-0040-1715030
Poster Wissenschaftliches Abstract
Ergebnismessung/Outcome Messung

Wenn Angehörigen die Kraft ausgeht: Wie erleben und begleiten Mitarbeitende der Hospiz- und Palliativversorgung Angehörige in akuten Überforderungssituationen? [256]

A Ullrich
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Zentrum für Onkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
J Runge
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Zentrum für Onkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
C Bokemeyer
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Zentrum für Onkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
K Oechsle
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Zentrum für Onkologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Angehörige schwerkranker Patienten erfahren starke seelische und körperliche Belastungen. Die Studie untersucht, wie Mitarbeitende der Hospiz- und Palliativversorgung akute Überforderungssituationen bei Angehörigen erleben und begleiten.

    Studiendesign Qualitative Studie mit multi-institutionellen Gruppendiskussionen

    Methodik Es wurden 10 professionsübergreifende Gruppendiskussionen mit Teams von Palliativstationen, Hospizen, SAPV-Einrichtungen und ambulanten Hospizdiensten durchgeführt (N=64). Die wörtlichen Transkripte wurden mittels Grounded Theory-Methodologie unter Anwendung des Kodierparadigmas nach Strauss ausgewertet.

    Ergebnis Als ursächlich für akute, oft krisenhafte Überforderungssituationen wurden spezifische Faktoren identifiziert: z. B. unkontrollierte Symptome, allein zu bewältigende Nächte, instabile soziale Netzwerke und dauerhafte Überschätzung der eigenen Belastungsfähigkeit. Strategien der Mitarbeitenden zur Prävention akuter Überforderungssituationen sind u.a. eine differenzierte Beobachtung der Angehörigenbelastung unabhängig von der Erkrankungsschwere des Patienten und der Versorgungsintensität. Strategien bei Vorliegen einer akuten Überforderungssituation sind u.a. die Intensivierung von (emotionalen/praktischen) Hilfen und die Unterstützung der Angehörigen in der Annahme ihrer Betroffenenrolle. Konsequenzen können eine Entlastung der Angehörigen und eine längere häusliche Versorgung des Patienten sein. Die Konsequenz eines Wechsels in die stationäre Versorgung wurde als ein Spannungsfeld entlastender/entpflichtender und belastender Aspekte für Angehörige (z. B. Schuldgefühle) identifiziert.

    Diskussion Es konnte ein Zusammenhangsmodell im Hinblick auf akute Überforderungssituationen bei Angehörigen erarbeitet werden. Dieses kann als Ausgangspunkt genutzt werden, Empfehlungen zu Prävention und Umgang mit solchen Situationen zu entwickeln und Mitarbeitende zu schulen.

    Take Home Message Mitarbeitende der Hospiz- und Palliativversorgung verfügen über vielfältige Strategien zur Unterstützung Angehöriger in akuten Überforderungssituationen.


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    Publication History

    Article published online:
    31 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York