Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e47
DOI: 10.1055/s-0040-1715202
Projekte/Best Practice
Stationäre Patientenversorgung

Herausforderungen bei der Integration der spezialisierten Palliativversorgung in die Onkologie - eine qualitative Studie mit Ärzten und Pflegekräften einer onkologischen Station [246]

S Schwabe
1   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
2   Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
H Brunsch
1   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
B Jaspers
1   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
3   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
,
I Schnitzler
1   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
L Radbruch
1   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
4   Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus Seliger Gerhard Bonn/Rhein-Sieg, Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Die frühzeitige Integration der Palliativversorgung im Krankheitsverlauf wirkt sich positiv auf die Lebensqualität von Patienten und ihre Angehörigen aus. In der Praxis erfolgt die Integration der Palliativmedizin oft zu spät. Welche Herausforderungen existieren bei der Integration der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) im Krankheitsverlauf onkologischer Patienten?

    Studiendesign Im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojekts CoPaPa (FKZ: 01GY1714) wurde eine qualitative Fallstudie mit Interviews mit Mitarbeitenden einer onkologischen Station im Krankenhaus durchgeführt.

    Methodik Im Jahr 2019 wurden 14 qualitative leitfadengestützte Interviews mit Ärzten und Pflegekräften zum Übergang zur palliativen Behandlung geführt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und wörtlich transkribiert. Die Transkripte wurden mit MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet.

    Ergebnis Die rechtzeitige Integration der SPV wird erschwert durch a) das Missverständnis, dass es sich bei Palliativversorgung ausschließlich um die Versorgung Sterbender handelt und b) das Missverständnis, dass die Integration der SPV als Scheitern der kurativen Therapie verstanden wird. Darüber hinaus erschweren starre Hierarchien, mangelnde Zeit und fehlende Kapazitäten der Palliativstation eine rechtzeitige Integration der SPV in der Onkologie.

    Diskussion Zahlreiche Hürden bei der rechtzeitigen Integration der SPV in der Onkologie sind durch fehlende Informationen und organisatorische Rahmenbedingungen begründet. Fundierte Kenntnisse über die Palliativversorgung, Kommunikationstrainings und institutionalisierte, multiprofessionelle Teambesprechungen könnten die Identifikation von Patienten mit Bedarf an SPV verbessern.

    Take Home Message für die Kongressbesucher Die Integration der spezialisierten Palliativversorgung in die Onkologie wird durch fehlendes Wissen über die Palliativversorgung und zahlreiche organisatorische Hürden erschwert.

    Die Verbesserung der Early Integration sollte auch die sozialen und organisatorischen Herausforderungen auf onkologischen Stationen berücksichtigen.


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    Publication History

    Article published online:
    31 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York