Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e50-e51
DOI: 10.1055/s-0040-1715215
Projekte/Best Practice
Ambulante Patientenversorgung

Natürliche Todesart trotz Sturz - Bedarf es eines Umdenkens im Umgang mit der Leichenschau in der SAPV? Eine Falldarstellung. [265]

M Hecht
1   Palliative Care Team Hanau GmbH, Hanau, Deutschland
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    Idee/Ziel Falldarstellung, dass im Rahmen palliativer Versorgung häusl. Stürze absehbar sind und auf Grund schwerer Erkrankungen „als innere Ursache“ vermehrt auftreten können. Nach Ausschluss von Fremdverschulden, wurde in der Gesamtschau des Falles eine natürliche Todesart trotz Sturzereignis vom Leichen schauenden Arzt vermerkt, was bei vorgelegenem äußeren Verletzungsmuster jedoch in der zweiten Leichenschau zur Verständigung der Kriminalpolizei und zur Beschlagnahmung des Leichnams führte.

    Intervention Problemdarstellung vor der HLAEK/Palliativ-Ausschuss inkl. Fachgespräche mit Amtsärzten/Rechtsmedizinern. Interne Neuregelung „Vorgehen bei ungeklärter Todesart“ im SAPV-Team.

    Erfahrungen/Ergebnisse Unterschiedlicher Umgang mit Sturzereignissen in der palliativen Versorgung und der Leichenschau durch pallativmedizinische Kollegen. Große Unsicherheit ob der Rechtslage und der ärztlichen Durchführung. Empathischer Umgang mit den Familien erscheint gerade bei „ungeklärter Todesart“ imminent wichtig.

    Diskussion der Übertragbarkeit (Chancen und Risiken) Stürze im Alter sind häufig. In der palliativen Arbeit können Sturzereignisse auch Folgen einer schweren Krankheit sein und sollten nicht genauso rechtlich behandelt werden wie z. B. Stolperstürze. Ein nicht-natürliche Todesart zieht rechtliche Schritte nach sich (polizeiliche Ermittlung, Beschlagnahmung des Leichnams), welche hochbelastend für die Angehörige sein können, die Trauerarbeit behindern und staatliche Ressourcen belasten. Hier müssen ggf. eine Novellierung der Gesetzeslage, Ausnahmeregelungen für Palliativpatienten bzw. Verfahrensanweisungen etabliert werden.

    Take Home Message für die Kongressbesucher Sind Stürze durch innere Ursachen heraus bedingt und im Krankheitsverlauf zu erwarten, sollte differenziert über die Todesart bei der Leichenschau entschieden werden. Hieraus kann bei „ungeklärter bzw. nicht-natürlicher Todesart“ sowohl für Angehörige als auch Behörden eine ungewollte Mehrbelastung entstehen und Trauerverarbeitung verzögern.

    Offenlegungserklärung Es liegen keine Interessenkonflikte vor.


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    Publication History

    Article published online:
    31 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York