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DOI: 10.1055/s-0040-1716161
Barrieren der Hepatitis-C-Virus (HCV) Elimination in Deutschland: warum erhalten diagnostizierte Patienten keine Therapie?
Einleitung Trotz Verfügbarkeit wirksamer und gut verträglicher direkt antiviraler Substanzen verzögert sich bei vielen Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Virus (CHCV)-Infektion eine Therapie oder wird dauerhaft nicht durchgeführt. In dieser Studie wurden Charakteristika von Patienten, bei denen eine Entscheidung für oder gegen Beginn einer HCV-Therapie getroffen wurde, verglichen und die Gründe hierfür anhand der Aussagen der Ärzte ermittelt.
Methodik Die CURRENT C 2.0-Studie war eine epidemiologische, nicht interventionelle Fall-Kontroll-Studie, in der Patienten mit CHCV-Infektion an 43 Prüfzentren in Deutschland (09/17-06/18) identifiziert wurden. Es wurden demographische Daten der Patienten mit/ohne Therapie ausgewertet. Die Gründe, warum Ärzte und/oder Patienten sich gegen die Initiierung oder für die Verschiebung der Therapie entschieden, wurden dokumentiert.
Ergebnis Von 793 Patienten begannen 573 (72%) eine Therapie, bei 220 (28%) wurde keine Therapie initiiert. Bei 88 (40%) der Patienten ohne Therapie wurde diese auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, bei 132 (60%) war dauerhaft keine Therapie geplant. Bei Patienten mit vs. ohne Therapie waren 102 (18%) vs. 76 (35%) über 60 Jahre alt, 86 (15%) vs. 32 (15%) zirrhotisch, 70 (12%) vs. 40 (18%) schwere Alkoholiker (>40 g/Tag [m]/>30 g/Tag [w]), 45 (8%) vs. 48 (22%) hatten eine Drogenhistorie und 166 (29%) vs. 93 (42%) erhielten eine Opioidsubstitutionstherapie (OST). Der häufigste berichtete Grund für die Nichteinleitung der Behandlung war der Patientenwunsch (93, 42%), insbesondere aufgrund der Angst vor einer Behandlung (38, 17%) oder vor Nebenwirkungen (29, 13%). Weitere häufige Gründe waren ein wahrgenommener oder erwarteter Mangel an Compliance, hohes Patientenalter, psychiatrische oder andere Begleiterkrankungen, Drogen-/Alkoholmissbrauch und OST.
Schlussfolgerung In dieser Real-World Population wurde bei 28% der CHCV-Patienten keine Therapie initiiert. Gründe hierfür waren u.a. Patientenwunsch, hohes Alter, Drogen- und schwerer Alkoholgebrauch. Um eine HCV-Elimination zu erreichen ist es wichtig, unentschlossene Patienten über die Relevanz einer Behandlung aufzuklären und historische Hindernisse für die Einleitung einer Therapie, wie Drogen- und Alkoholkonsum, abzubauen und zu überwinden.
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Publication History
Article published online:
08 September 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York