Z Gastroenterol 2020; 58(08): e196
DOI: 10.1055/s-0040-1716261
BEST Abstracts DGAV: Publikationen

Präoperative Darmdekontamination mit Paromomycin und Metronidazol reduziert postoperative infektiöse Komplikationen in der Kolorektalchirurgie

M Mehdorn
1   Universtitätsklinikum Leipzig, Klinik für Viszeral-,Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Deutschland
,
C Lübbert
2   Universitätsklinikum Leipzig - AöR, Abteilung für Infektiologie, Leipzig, Deutschland
,
I Gockel
1   Universtitätsklinikum Leipzig, Klinik für Viszeral-,Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Deutschland
,
B Jansen-Winkeln
1   Universtitätsklinikum Leipzig, Klinik für Viszeral-,Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Die infektiösen Komplikationen (Wundinfektionen, intraabdominelle Abszesse, Anastomoseninsuffizienzen) stellen das größte Problem in der Kolorektalchirurgie dar. Registerauswertungen konnten bei Verwendung oraler Antibiotika eine Senkung dieser Komplikationen beschreiben. Hier untersuchen wir diesen Effekt im Rahmen einer kontrollierten Fall-Kontroll Studie.

    Patienten und Methoden Im Zeitraum von Januar 2019 bis Januar 2020 wurden prospektiv 101 Patienten mit kolorektalen Resektionen eingeschlossen und die infektiösen Komplikationen erfasst (Interventionsgruppe=IG). Die Patienten erhielten am Tag vor der Operation eine orale Darmlavage mittels Polyethylenglycol und nachfolgend 4g Paromomycin sowie 1g Metronidazol oral. Die intraoperative einmalige Antibiotikaprophylaxe erfolgte mit 1g Ertapenem. Nach Abschluss des Studienzeitraums matchten wir das Studienkollektiv retrospektiv mit Patienten aus unserer Klinik, welche zwischen 2016 und 2018 operiert worden waren, anhand des Geschlechts, Alters, BMIs, ASA Scores, Eingriffs und der Hauptdiagnose (Kontrollgruppe=KG).

    Ergebnis Wir schlossen 101 Patienten ein und konnten 92 erfolgreich matchen. Es wurden 66 Männer und 26 Frauen eingeschlossen (Alter IG 63.17y (±12.8); KG 62.68y (±4.2); p = 0.748). Es wurden in beiden Gruppen 85.9% der Eingriffe laparoskopisch und 14.1% offen chirurgisch durchgeführt. Häufigste Resektionen waren Sigmaresektion (32.6%), Rektumresektion (27.5%) und Hemikolektomie rechts (25%). In der IG waren 16.3% Infektiöse Komplikationen gegenüber 30.4% in der KG zu verzeichnen (OR 0.536; 95% 0.307-0.935). Dabei waren am häufigsten subcutane Wundinfektionen (9.7% vs 19.6%; OR 0.500; 95% CI 0.237-1.054), gefolgt von Anastomoseninsuffizienzen (7.3% vs 11%; OR 0.667; 95% CI 0.249-1.788). Der stationäre Aufenthalt war in der IG mit 12.24 Tagen gegenüber 15.25 Tagen der KG kürzer (p = 0.057).

    Es gab keinen Unterschied in den Gruppen bezüglich postoperativer Diarrhoen oder C. difficile Enteritis (1.1% vs 2.2.%). Unerwünschten Nebenwirkungen auf Grund der Antibiotikaeinnahme traten nicht auf.

    Schlussfolgerung Der Einsatz von Paromomycin und Metronidazol in Kombination mit Ertapenem senkt effektiv die infektiösen Komplikationen nach kolorektalchirurgischem Eingriff.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York