Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S18
DOI: 10.1055/s-0040-1717234
Vortrag
DKOU20-80 Allgemeine Themen>25. Wirbelsäule

Erlaubt das Ausmaß der durch einen Bandscheibenvorfall verursachten Spinalkanalstenose eine Aussage über die Erfolgswahrscheinlichkeit der konservativen Therapie?

M Konieczny
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Düsseldorf
,
J Reinhardt
2   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Düsseldorf
,
C Schleich
3   Universitätsklinikum Düsseldorf, Radiologische Klinik, Düsseldorf
,
M Prost
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Düsseldorf
,
R Krauspe
2   Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Düsseldorf
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Patienten mit einem Bandscheibenvorfall (BSV) ohne hochgradiges neurologisches Defizit (OHD) werden in der Regel konservativ behandelt. Falls die konservative Therapie nicht erfolgreich ist, erfolgt später eine operative Therapie. Es ist bekannt, dass eine frühere OP eine schnellere Verbesserung der Lebensqualität, Reduktion der Schmerzen und Rückkehr an den Arbeitsplatz bewirkt als eine spätere OP. Aktuell gibt es keine objektiven Parameter, die einen Hinweis darauf geben können, bei welchen Patienten eine konservative Therapie erfolgreich sein könnte und bei welchen nicht.

    Methodik Um zu eruieren, ob eine durch einen BSV bedingte hochgradige Spinalkanalstenose (SKS) zu einer höheren Rate an operativen Versorgungen bei OHD führt, führten wir eine retrospektive Single Center Studie durch:

    OHD mit akutem Beginn von starken (VAS&#61619; 8) radikulären Schmerzen wurden eingeschlossen. Ausgeschlossen wurden Patienten mit chronischem Schmerzsyndrom, Motorischem Defizit <  3/5, maligner Erkrankung, Kontraindikation zu einer operativen Versorgung und an der Wirbelsäule voroperierte Patienten. Aus 1053 konsekutiven Patienten wurden 108 in die Studie eingeschlossen.

    Alle Patienten erhielten die gleiche standardisierte stationäre konservative Therapie: Identische Intravenöse Analgesie und identische Physiotherapie (45min/Tag). Allen Patienten wurde durch dasselbe Team die konservative Therapie empfohlen.

    Es wurde festgehalten, welche Patienten sich innerhalb von 6 Wochen nach der stationären Aufnahme für eine operative Therapie entschieden. Aus dem MRT der Patienten wurde das Ausmaß der durch den BSV verursachten SKS in Prozent erfasst. Wir führten einen einseitigen Man-Whitney U - Test durch und verglichen das Ausmaß der SKS zwischen den operierten und nicht operierten Patienten. Weiterhin teilten wir das Ausmaß der SKS in 3 Schweregrade auf (1. 0-10%, 2. 11-50% 3. > 50%) und führten einen Chi Quadrat Test durch, um die Gruppen zu vergleichen. Das adjustierte Signifikanzniveau wurde auf p < 0,025 festgesetzt.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung In der Gruppe der operierten Patienten lag das Ausmaß der SKS bei 33,7 % (2,0%) in der Gruppe der nicht operierten bei 26,3% (2,1%). Der Unterschied war signifikant (p<  0,025) mit einer hohen statistischen Power (>80%). Die Gruppen der Schweregrade der SKS unterschieden sich signifikant in der Rate an operierten Patienten (p < 0,025) mit einer mittleren Effektstärke (0,3).

    Schlussfolgerung Patienten mit einer durch einen BSV bedingten hochgradigen SKS zeigten in unserer Untersuchung eine höhere Wahrscheinlichkeit, auf eigenen Wunsch hin operativ versorgt zu werden, als Patienten mit einer geringgradigen SKS. Diese Information kann Patienten unterstützen, die im Entscheidungsprozess für oder gegen eine operative Versorgung sind. Eine generelle Empfehlung für eine operative Versorgung bei einer durch einen BSV ausgelösten hochgradigen SKS kann nicht aus den Ergebnissen abgeleitet werden!

    Stichwörter Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose, Therapie, konservativ


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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