Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S26-S27
DOI: 10.1055/s-0040-1717253
Vortrag
DKOU20-129 Grundlagenforschung>32. Implantatassoziierte Infektionen

Welchen Mehrwert bietet die offene Probenentnahme bei fraglichem periprothetischen Knie-TEP Infekt?

J Schwarze
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
JC Theil
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
G Gosheger
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
L Lampe
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
KN Schneider
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
T Ackmann
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
B Möllenbeck
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
,
T Schmidt-Bräkling
1   Universitätsklinikum Münster, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Klinik für Allgemeine und Tumororthopädie, Münster
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Die präoperative Diagnosestellung eines periprothetischen Infekts ist eine Herausforderung in der Revisionsendoprothetik. Obwohl es seit 2011 mit den Musculoskeletal Infection Society (MSIS) Kriterien eine validierte Entscheidungshilfe gibt, können insbesondere low-grade Infekte oder Patienten nach “punctio sicca” regelmäßig nicht sicher eingeordnet werden. Im Rahmen einer erweiterten Diagnostik kann auch eine offene Probenentnahme (PE) zur Gewinnung von mikrobiologischem Probenmaterial durchgeführt werden.

    Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Evaluation der PE bei Patienten mit Infektverdacht bei liegender Knie-TEP.

    Methodik In einer retrospektiven Datenbankanalyse wurden im Zeitraum von 2010-2018 80 Patienten identifiziert, die bei Anwendung der gültigen CDC Kriterien (bis 2011) bzw. MSIS Kriterien (ab 2011) einen intermediären Befund im Rahmen der durchgeführten Infektdiagnostik bei Verdacht auf einen PJI aufwiesen, sodass die Indikation zur offenen Probenentnahme gestellt wurde. Infektparameter im Serum (C-reaktives Protein [CRP], Interleukin-6 [IL-6]) und Blutbild (Leukozyten) sowie Leukozytenzahl und prozentualer Anteil polymorpher Granulozyten (PMN) im Punktat zum Zeitpunkt der Indikationsstellung wurden in die Analyse mit einbezogen. Erhoben wurden die Anzahl der positiven Proben und Art der gefundenen Keime. Erfolgte eine weitere Operation in unserer Klinik, wurden die hier erhobenen intraoperativen Keimbefunde mit denen der PE verglichen. Für die erhobenen Daten wurden Sensitivität und Spezifität der offenen PE berechnet. Laborparameter wurden per Cramer-V und Chi2 Test auf eine Korrelation mit positiven Ergebnissen in der offenen PE getestet.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung In 32 Fällen (40%) konnte in der PE ein positiver Keimbefund erbracht werden, bei 48 (60%) Patienten zeigte sich kein Keimwachstum. Präoperative CRP Werte ≥ 1mg/dl zeigte eine signifikante Korrelation (p=0,04) mit positiven Keimbefunden der PE. Das relative Risiko bei erhöhtem CRP betrug 1,85 für einen positive Keimbefunde.

    Bei 27 Patienten mit pos. Keimnachweis erfolgte eine weitere OP mit Probenentnahmen. Im aseptischen Kollektiv war dies bei 38 Patienten der Fall. Im kulturpositiven Kollektiv konnte in 56% der Fälle erneut ein positiver Keimnachweis erbracht werden. Bei 44% zeigte sich kein erneuter Keimwachstum. Demgegenüber ergaben sich in 40% der inital aseptischen Fälle ein Keimwachstum in der folgenden Revision.

    Patienten mit zwei oder mehr positiven Proben des gleichen Keims im Rahmen der PE zeigten in 73% der Fälle einen erneuten, intraoperativen Keimnachweis.

    Für die offene PE ergab sich eine Sensitivität von 50% und eine Spezifität von 66%, falls eine Revision erfolgte.

    Schlussfolgerung Die offene PE kann bei intermediärer präoperativer Serum- und Synoviadiagnostik zur Isolierung von Erregern beisteuern, jedoch sind Sensitivität und Spezifität in dieser Kohorte niedrig. Diese Ergebnisse sollten in weiteren Studien geprüft werden. Es gilt weitere, potentiell sensitivere Marker zu untersuchen.

    Stichwörter PJI, periprothetischer Infekt, Knie, Knie-TEP, Revision, Infekt, TKA Revision,


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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