Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S104
DOI: 10.1055/s-0040-1717413
Vortrag
DKOU20-459 Allgemeine Themen->25. Wirbelsäule

Chronische Infektionen führen zu Implantatlockerung an der Wirbelsäule und korrelieren mit der Anzahl der früheren Operationen.

G Bratschitsch
*   präsentierender Autor
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
P Puchwein
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
I Zollner-Schwetz
2   Insitiut für Infektiologie und Tropenmedizin, Medizinische Universität Graz, Graz
,
M Glehr
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
R Radl
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
A Leithner
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
,
L Leitner
1   Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Medizinische Universität Graz, Graz
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Infektionen im Operations-(OP)-Gebiet an der Wirbelsäule (WS) und chronische Implantatinfektion werden als Ursache für anhaltende Schmerzen, Implantatlockerung und Entwicklung eines ‘Failed back surgery Syndroms’ diskutiert.

    Hinweise für solche Infektionen wurden in bis zu 29.1% der Revisionsfälle beschrieben, scheinen jedoch auch in einem gewissen Prozentsatz degenerativer (WS) ohne vorhergehende OP vorzuliegen. Infektionsmechanismen und mögliche klinische Korrelate sind weitestgehend unbekannt, Ziel der Studie war die Untersuchung des Einflusses früherer WS-OPs und Implantate auf das Vorhandensein einer solchen chronischen Infektion.

    Methodik Retrospektive Auswertung eines standardisierten Infektionsscreenings (Abstriche, Gewebeproben, Sonikation des Implantates) in 181 konsekutiven Wirbelsäulenoperationen ohne klinische Evidenz einer Infektion des OP-Gebietes.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Screening von Fällen ohne frühere Operationen an der WS (n=49; 10.2% positiv) wurden mit Fällen mit früheren Operation ohne Implantatplatzierung (z.B. Microdiskektomie; n=21; 23.8% positiv), Fällen nach erstmaliger Instrumentierung (n=73; 23.3% positiv) sowie Fällen nach multiplen Revisionen (n=38; 50% positiv) verglichen. Die Nachweisrate von Propionibacterium spp. erhöhte sich in Fällen mit multiplen Revisionen auf 80%. Das Vorhandensein von Implantaten während der Revision führte zu einer signifikant höheren Infektionsrate (32.4%), verglichen mit Revisionen ohne Implantate (14.2%; p =0.007). Positive gescreente Fälle hatten vor der Revision signifikant höhere Aktivitäts-Schmerzwerte als negative (p =0.019).

    Präoperative Laborparameter waren nicht prädiktiv für ein positives Screening. Eine logistische Regressionsanalyse ergab, dass die Anzahl der früheren Operationen (OR 1.38 pro zusätzliche Operation; p < 0.001) und männliches Geschlecht (OR 1.15; p =0.028) prädiktive Faktoren für eine Infektion darstellen.

    Vorgeschichte früherer WS-OPs stellen das Größte Risiko für chronische Infektionen des OP-Gebietes dar, welche wiederum mit chronischen Schmerzen, Implantatlockerung und Revisionen korrelieren. Insbesondere Infektionen mit Propionibacterium spp., einem Problemkeim für chronische Implantatlockerung, akkumulieren mit der Zahl der Operationen.

    Stichwörter Wirbelsäule, Infektion, Fusion, Implantat, Lockerung


    #

    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

    © 2020. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany