Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): 0
DOI: 10.1055/s-0040-1717497
Vortrag
DKOU20-673 Schwerpunktthemen>3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Effekte eines integriert geriatrisch-orthopädischen Co-Managements (InGerO) auf die Behandlung geriatrischer Patienten mit periprothetischen Knie- und Hüftgelenksinfekten

A Lukas
*   = präsentierender Autor
1   Ortopädie/Unfallchirurgie Uniklinik Bonn, Bonn
,
U de Bück
1   Ortopädie/Unfallchirurgie Uniklinik Bonn, Bonn
,
DC Wirtz
1   Ortopädie/Unfallchirurgie Uniklinik Bonn, Bonn
,
H Kohlhof
1   Ortopädie/Unfallchirurgie Uniklinik Bonn, Bonn
› Institutsangaben
 
 

    Fragestellung Nicht nur in unfallchirurgischen Abteilungen, sondern auch innerhalb eines orthopädischen Patientenkollektivs nehmen “geriatrische” Patienten einen immer größeren Anteil an der Gesamtzahl aller stationär behandelten Patienten ein. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt werden, dass ein unfallchirurgisch-geriatrisches Ko-Management zu einer umfassenderen und besseren perioperativen Versorgung des älteren Menschen führt. Ob sich auch ein orthopädisch-geriatrisches Ko-Management positiv für den Patienten auswirkt, ist bislang noch völlig unklar.

    Ziel dieser Studie ist die Evaluation etwaiger positiver Effekte auf das Outcome von geriatrischen Patienten die bei Vorliegen einer periprothetischen Infektion orthopädisch primär als auch im Rahmen des integrierten Modells, geriatrisch mitbehandelt wurden.

    Methodik Durchgeführt wurde eine retrospektive Beobachtungsstudie im Zeitraum 2016 - 2018, vor Einführung eines integriert-geriatrische orthopädischen Konzeptes (2016) und nach Einführung dieses Kooperations-Modells (2017). Es wurde die Interventionsgruppe (Führende orthopädisch-operative Behandlungsdiagnose und integrierter geriatrischer Mitbehandlung) mit einer historischen Vergleichsgruppe (Behandlung ohne Geriater) mit einander verglichen. Eingeschlossene Patienten waren >70 Jahre alt mit einer Hüft- oder Knieprotheseninfektion. Der präoperative Barthel-Index betrug <  65 Punkte; es musste sowohl eine geriatrie-typische Multimorbidität (>3 Erkrankungen), als auch eine Polypharmazie (>5 Medikamenten) vorliegen. Die Patienten der Interventionsgruppe erhielten eine geriatrische Komplexbehandlung (OPS 8-550). Als Zielgrößen wurden erhoben: “Comprehensive Geriatric Assessment” mit u.a. funktionellem und kognitiven Status, Delirerkennung sowie eingeleitete Intervention, Wiederaufnahme Überwachungsstation (ICU/IMC), adäquate Schmerzerfassung und Schmerzeinstellung sowie soziale Situation einschließlich Entlassungsmanagement.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Die Durchführung des integriert geriatrisch-orthopädischen Behandlungskonzeptes (InGerO) zeigt, analog zu den Verbesserungen der etablierten unfallchirurgischen Behandlungsmodelle im Hinblick auf den erhobenen “Comprehensive Geriatric Assessment und den jeweiligen Outcome-Paramter eine deutliche Verbesserung der Behandlungsqualität. Zusätzlich zeigt sich eine signifikante Erhöhung der Patientensicherheit im Hinblick auf die frühzeitige Delirerkennung- und behandlung, eine Reduktion der (Wieder)aufnahme-Rate auf die Überwachungsstation, sowie eine signifikante Verbesserung der Schmerzerfassung und -behandlung.

    Die Ergebnisse zeigen, dass ein integriertes geriatrisch-orthopädisch Kooperationsmodell eine Verbesserung in der Behandlung des hochkomplexen älteren Patientengutes darstellt. Aufgrund des demographischen Wandels ist auch in der Orthopädie ein Kooperationsmodell mit einem geriatrisch-orthopädischen Kommanagements, vergleichbar der Unfallchirurgie, zwingend notwendig.

    Stichwörter Demographie, Geriatrie, Infektion


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    15. Oktober 2020

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