Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S221
DOI: 10.1055/s-0040-1717554
Vortrag
DKOU20-1037 Schwerpunktthemen->3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Zementaugmentierte iliosakrale Verschraubung versus konservative Therapie: eine Matched- pair Analyse einer prospektiven Beobachtungsstudie.

R Aigner
*   präsentierender Autor
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
J Lenz
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
J Hack
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
M Frink
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
S Ruchholtz
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
,
L Oberkircher
1   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Marburg
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Die Inzidenz von Beckenfrakturen nimmt im geriatrischen Kollektiv bedingt durch die demographische Entwicklung zu. Das Therapiespektrum reicht von der konservativen Therapie bis zu verschiedenen operativen Therapieverfahren. Gerade im häufig multimorbiden geriatrischen Kollektiv werden minimal- invasive Therapieformen wie die perkutane ISG Verschraubung bevorzugt. Vergleichende Studien zum Nutzen der ISG Verschraubung gegenüber der konservativen Therapie sind hingegen bis dato rar.

    Methodik Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine prospektive Beobachtungsstudie geriatrischer Beckenringfrakturen, in die zwischen Juni 2012 und Dezember 2016 insgesamt 134 Patienten eingeschlossen wurden. Hiervon wurden insgesamt 22 Patienten mittels einer isolierten iliosakralen Verschraubung versorgt. Es erfolgte ein Matching anhand des Frakturtyps (FFP Klassifikation). Es wurden demographische Parameter und der Behandlungsverlauf detailliert erfasst.

    Nachuntersuchungen fanden nach 6 Wochen 6 Monaten und 12 Monaten statt. Hier wurde unter anderem das Schmerzniveau (VAS), die Alltagsfunktion (Barthel Index) und die Lebensqualität (EQ-5D) und erfasst. Zudem wurde die Mortalität erfasst.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt konnten 40 Patienten (im Mittel 81,4 Jahre) in die vorliegende Studie eingeschlossen werden. Hinsichtlich der demographischen Parameter zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen. Es zeigte sich eine signifikant verlängerte Aufenthaltsdauer bei operativ versorgten Patienten (p < 0,001).

    Hinsichtlich des Schmerzniveaus wiesen operativ versorgte Patienten während des stationären Aufenthaltes eine erhöhte VAS auf (VAS 3,9 vs. 3,5 an Tag 4 nach Aufnahme. Nach 6 Wochen hatten operativ versorgte Patienten weniger Schmerzen (VAS 2,3 vs. 3,4) während sich die Unterschiede nach 6 und 12 nivellierten. Diese Unterschiede sind jedoch nicht statistisch signifikant. Es zeigte sich zudem ein Trend zu einem verbesserten Barthel Index nach 6 Wochen (p = 0,051), ein signifikant besserer Barthel Index nach 6 Monaten (p = 0,036). Nach 12 Monaten konnte kein signifikanter Unterschied mehr identifiziert werden. Hinsichtlich der Lebensqualität zeigte sich eine signifikant erhöhte Lebensqualität bei konservativ therapierten Patienten bei Aufnahme. Nach 6 Wochen hingegen zeigte sich eine signifikant verbesserte Lebensqualität bei operativ therapierten Patienten. Nach 6 und 12 Monaten konnten keine statistisch signifikanten Differenzen nachgewiesen werden.

    In der konservativen Therapiegruppe zeigte sich eine 1 Jahresmortalität von 25 % versus 5 % in der operativen Therapiegruppe (p= 0,182).

    Schlussfolgerung:

    Die operative Therapie geriatrischer Beckenringfrakturen im Sinne einer isolierten zementaugmentierten ISG Verschraubung führt zu einem kurzfristig verbesserten Outcome hinsichtlich des Schmerzes, der Alltagsfunktion und der Lebensqualität. Diese Unterschiede nivellieren sich im 1 Jahres Follow up. Eventuell kann hierdurch die erhöhte 1 Jahresmortalität erklärt werden.

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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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