Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S259
DOI: 10.1055/s-0040-1717634
Vortrag
DKOU20-1224 Allgemeine Themen->19. Polytrauma

Indikationen und Interventionen für Damage Control Eingriffe: Systematisches Review und Expertenbefragung (ESTES)

R Pfeifer
*   = präsentierender Autor
1   Universitäts Spital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich
,
L Leenen
2   Department of Surgery, Utrecht University, Utrecht
,
R Komadina
3   Department of Traumatology, Ljubljana
,
F Hildebrand
4   Uniklinik Aachen, Aachen
,
R Lefering
5   IFOM, Institute for Research in Operative Medicine, Köln
,
I Marzi
6   Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery, Frankfurt
,
K Wendt
7   16)□Department of Trauma Surgery, Groningen
,
H-C Pape
1   Universitäts Spital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung: Während die Damage Control (DC) Interventionen und Indikationen für thorakale und abdominelle Verletzungen aufgearbeitet und evaluiert worden sind, liegen zurzeit keine aktuellen Informationen für muskuloskelettale Traumata vor. Im Rahmen von einem systematischen Review und zahlreichen Consensus-Meetings (ESTES) wurden die chirurgische Indikationen und die Angemessenheit der Notfalleingriffe re-evaluiert und aufgearbeitet.

    Methodik: Teil I: Für ein systematisches Review wurden Publikationen (Jan. 2000 bis Jan 2019) mit den folgenden Einschlusskriterien eingeschlossen: Damage Control Eingriffe in der Wirbelsäule, Becken, Extremitäten und Weichteile, isoliertes Trauma, Polytrauma. In einem standardisierten Fragebogen wurden die Indikationen und die Interventionen zusammengefasst. Teil II: Expertenbefragung und Consensus-Prozess. 12 anerkannte Experten der Unfallchirurgie und Intensivmedizin (OTA, AAST, Swiss Surgical Society, German Trauma Society, Belgian Trauma Society, Dutch Trauma Society) nahmen an der Befragung teil und diskutierten die Resultate in zahlreichen Consensus-Meetings (9/2018, 2/2019, 5/2019, 9/2019). Die Interventionen wurden entweder als schädlich oder vorteilhalft eingestuft.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung: Teil I: Insgesamt wurden 646 Publikationen nach den MeSH Kriterien identifiziert. Daraus wurden 578 Studien ausgeschlossen und 74 Publikationen in das Review eingeschlossen. Der Fragebogen beinhaltete 12 Damage Control Interventionen und 79 DC Indikationen. Insgesamt wurden die perkutanen Verfahren sowohl beim Mono- als auch beim Polytrauma als vorteilhaft für den Patienten eingestuft. Stabilisierung mit einem Fixateur externe wurde als Standard bei Beckenverletzungen und Frakturen von langen Röhrenknochen bewertet. Uneinigkeit zeigte sich bei perkutanen Verfahren vom vorderen Beckenring. Extensionsbehandlung wurde als obsolet bewertet.

    Diese Arbeit fasst systematisch die Indikationen und Interventionen und der DC Chirurgie am Becken, Wirbelsäule und Extremitäten. Darüber hinaus schlagen die Experten eine Anpassung der Terminologie zu besseren Unterscheidung der Indikationen vor. (Damage Control Orthopedics beim Polytrauma) und (MuscoSkelettal Temporary Surgery «MuST Surgery» beim Monotrauma).

    Stichwörter: Polytrauma, Damage Control, Indikationen, Interventionen


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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