Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S271-S272
DOI: 10.1055/s-0040-1717659
Vortrag
DKOU20-1281 Allgemeine Themen->19. Polytrauma

Die tragende “vulnerable” Säule des alten Menschen - Schwere Wirbelsäulenverletzungen nach niedrigenergetischem Trauma bei polytraumatisierten Patienten über 65 Jahren

O Özkurtul
*   = präsentierender Autor
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
U Spiegl
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
G Osterhoff
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
T Weber
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
J Hammer
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
J-S Jarvers
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
,
J Fakler
1   Universitätsklinik Leipzig, Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie, Leipzig
› Institutsangaben
 
 

    Fragestellung: Die schwere Wirbelsäulenverletzung ist bei polytraumatisierten Patienten über 65 Jahren neben dem SHT die häufigste Verletzungslokalisation nach niedrigenergetischem Trauma. Eine mögliche Ursache dafür sind osteoporotische Veränderungen der Wirbelsäule sowie die geminderte Elastizität des Weichteilmantels. Ziel dieser Studie war es anhand der eigenen Daten des Traumanetzwerks die Überlebensrate, klinischen Parameter, die operative Therapie sowie Komplikationen unter besonderer Berücksichtigung der Frakturlokalisation zu evaluieren.

    Methodik: Wir haben anhand unserer Daten des Traumanetzwerks von 2011-2016 Patienten größer oder gleich 65 Jahren mit einem ISS größer oder gleich 16 sowie niedrigenergetischem Trauma mit einer Wirbelsäulenverletzung retrospektiv untersucht. Das niedrigenergetische Trauma wurde als Sturz unter 3m definiert. Die Verletzungsentität wurde klassifiziert und die Therapie sowie das Outcome evaluiert. Schwere Wirbelsäulenverletzungen wurden definiert mit einem AIS Score von 3 und mehr Punkten.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ergebnisse:

    Wir konnten 27 Patienten (12 weiblich, 15 männlich) in unsere Studie nach niedrigenergetischem Trauma mit einer Wirbelsäulenverletzung einschließen. Der durchschnittliche ISS betrug 24±7, das Durchschnittsalter lag bei 75±7 Jahren. Es lagen 11 (40%) HWS, 8 (30%) BWS, 3 (11%) LWS und 4 HWS und BWS sowie 2 BWS und LWS Kombinationsverletzungen vor. In 18 (67%) Fällen lagen schwere Wirbelsäulenverletzungen mit einem AIS Score von 3 und mehr Punkten vor. 7 (26%) Patienten hatten ein sensomotorisches Defizit nach Trauma. Während des stationären Aufenthaltes mussten 6 (22%) Patienten wegen einer Pneumonie, 5 (19%) wegen eines Harnwegsinfekts, 6 (22%) Patienten wegen eines deliranten Zustands behandelt werden und ein (4%) Patient hatte eine behandlungsbedürftige Gerinnungsstörung. 18 (66%) Patienten wurden operativ behandelt (10 dorsal, 8 ventral) . 3 (11%) Patienten sind verstorben.

    Schlußfolgerung: Polytrauma im Alter gehen häufig mit schweren Wirbelkörperfrakturen einher mit sensomotorischem Defizit in 26% der Untersuchten. Sie entwickeln in mehr als der Hälfte der Fälle weitere aufenthaltsverlängernde Komplikationen. In 67% der Patienten lag trotz niedrigenergetischem Traumamechanismus eine schwere Wirbelkörperverletzung vor, die operativ behandelt werden musste. Die Polytraumaversorgung des Älteren erfordert aufgrund der hohen Komorbiditäten sowie der alterstypischen Veränderungen besondere Erfahrung in der operativen als auch konservativen Therapie von Wirbelsäulenverletzungen

    Stichwörter: Polytrauma, Alter, Wirbelsäule, Outcome


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    15. Oktober 2020

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