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DOI: 10.1055/s-0040-1717767
Das Sagittalprofil in der Therapie der Early-Onset-Skoliose mittels magnetisch kontrollierter Wachstumsstäbe (MCGR)
Fragestellung MCGR sind innovative Implantate, zur temporären Korrektur der Early-Onset-Skoliose (EOS) im wachsenden Skelett. Nach Abschluss des Skelettwachstums werden diese in eine definitive dorsale Korrekturspondylodese konvertiert. Das sagittale Profil beeinflusst v.a. bei degenerativen Erkrankungen das Outcome nach einer Wirbelsäulenoperation.
Das Ziel der vorliegenden Studie ist, den Einfluss radiologischer Parameter der Wirbelsäule auf potentielle Komplikationen auch bei Patienten mit einer EOS, die mittels MCGR therapiert und bereits auf eine dorsale Korrekturspondylodese konvertiert wurden, erstmalig zu analysieren.
Methodik Es wurden 21 Fälle mit abgeschlossener MCGR-Behandlung retrospektiv ausgewertet. Radiologische Parameter wurden vor und nach Implantation der MCGR (Index Surgery=IS) sowie nach Abschluss der MCGR-Therapie und endgültiger dorsaler Korrekturspondylodese (Converting Surgery=CS) analysiert.
Exkludiert wurden alle Patienten mit vorausgegangener Wirbelsäulenoperation oder bei Verwendung von Rippenhaken zur Fixation der MCGR-Implantate.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Einundzwanzig Patienten mit jeweils 13 idiopathischen, 5 neuromuskulären, 2 syndromalen und einer kongenitalen EOS wurden über einen medianen Follow-Up von 9,8±10,3 Monate nach CS nachbeobachtet. 20 Patienten erhielten für die Hauptkrümmung in der Classification of EOS (Williams et al. 2014) Grad 3 oder 4. Die thorakale Kyphose wurde mit (-) für 7 Patienten und (+) für 3 Patienten klassifiziert. Die Progression vor IS wurde mit Grad 0 bei 8 Patienten bewertet (Krümmungsprogression 13,3°±8,7° pro Jahr).
Der Cobb-Winkel konnte bis zum Abschluss der MCGR-Therapie um 46 % korrigiert werden. Da bedingt durch die Methode Distraktion in der IS als primäre Korrekturtechnik genutzt wird und im Bereich des Verlängerungsmechanismus ein Anbiegen der Stäbe nicht möglich ist, zeigt sich eine deutliche Abflachung des sagittalen Profils thorakal (-37 %) und lumbal (- 16 %). Zu Beginn der Therapie hatten 11 Patienten eine Diskrepanz (Mismatch) der lumbalen Lordose zur Pelvic Incidence >±10°. In 3 Patienten konnte die Diskrepanz während der IS nicht korrigiert werden. Nach IS zeigten zudem 4 neue Patienten eine Diskrepanz > ± 10°. Patienten die nach der IS eine Diskrepanz der lumbalen Lordose zur Pelvic Incidence > ± 10° hatten, zeigten Hinweise für mechanische Komplikationen in 6 von 7 Fällen (85 %, 5 Lockerungen von Pedikelschrauben, 1 Bruch des Teleskopmechanismus) und eine proximale junktionale Kyphose (PJK) in 3 von 7 Fällen (42 %). Patienten, die nach der IS ein balanciertes sagittales Profil zwischen der lumbalen Lordose und der Pelvic Incidence zeigten, wiesen eine Lockerung der Pedikelschrauben in zwei Fällen (14 %) und eine PJK nur ein einem Fall (7 %) auf.
Die Korrektur der lumbalen Lordose und der Pelvic Incidence durch die IS ist nicht immer möglich. Ein Mismatch zwischen der lumbalen Lordose und der Pelvic Incidence >±10° nach der IS zeigte eine erhöhte mechanische Komplikationsrate und Hinweise für eine vermehrte PJK-Rate.
Stichwörter MCGR, MAGEC, PJK, EOS, Scoliosis, posture, lordosis, pelvic incidence
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Publication History
Article published online:
15 October 2020
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