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DOI: 10.1055/s-0040-1717781
Kann die Drainagenflüssigkeit für die Beurteilung einer Infektionspersistenz bei Endoprothesenrevisionen helfen?
Fragestellung Die periprothetische Infektion stellt eine der Hauptkomplikationen in der Endoprothetik dar. Die mikrobiologische Analyse spielt für die zielgerichtete Antibiotikatherapie und zur Beurteilung von Infektionspersistenz eine entscheidende Rolle.
Insbesondere bei chronischen Infektionen kann die Identifikation von Erregern eine Herausforderung darstellen. Aktuelle Infektionsdefinitionen begegnen dieser Problematik mit einer umfangreichen Falldefinition bestehend aus diversen Haupt- und Nebenkriterien, die über die mikrobiologische Analyse hinausgehen. In der vorliegenden Studie wurde die Drainageflüssigkeit im Rahmen von Endoprothesenrevisionen mikrobiologisch untersucht. Hierbei wurde evaluiert, ob eine Infektionspersistenz anhand von Kulturen aus der Drainageflüssigkeit postoperativ beurteilt werden kann.
Methodik In einem Zeitraum von zehn Jahren wurden Patienten mit septischen Hüft- und Knieendoprothesenwechseln retrospektiv untersucht. Die Klassifikation als septisch erfolgte anhand der Kriterien der Musculoskeletal Infection Society. Die Revision erfolgte entweder als prothesenerhaltendes Vorgehen, ein-, zwei- oder mehrzeitig. Sofern eine Drainage eingelegt wurde, erfolgte postoperativ eine kulturelle Untersuchung der Drainageflüssigkeit. Von einer Infektionspersistenz wurde ausgegangen, wenn im postoperativen Verlauf oder im Rahmen der Folgeoperation einer der folgenden Fälle auftrat: (1) Entwicklung einer Fistel mit Verbindung zum Gelenk oder Prothesenteilen oder (2) makroskopisches Vorliegen von Eiter im Gelenk oder (3) mikrobiologischer Erregernachweis im Gelenkpunktat oder (4) mikrobiologischer Erregernachweis in mindestens zwei intraoperativ gewonnenen Proben oder Nachweis eines hochvirulenten Erregers in einer Probe oder (5) histologischer Nachweis einer periprothetischen Membran Typ II oder III nach Krenn und Morawietz. Die Berechnung von Sensitivität, Spezifität, prädiktive Werte und Area under the curve (AUC) erfolgten mit GraphPad Prism 5 (GraphPad Software Inc., La Jolla, USA).
Ergebnisse und Schlussfolgerung In die Studie konnten 183 Patienten mit 264 Fällen eingeschlossen werden. Eine Behandlungssequenz bis zur Eradikation der Infektion wurde als Fall definiert. Insgesamt waren 57,6 % der Infektionen akut und 42,4 % chronisch. In 28,4 % der Fälle wurde ein prothesenerhaltendes Vorgehen gewählt, in 1,5 % ein einzeitiger Wechsel, in 10,2 % ein zweizeitiger Wechsel und in 59,8 % ein mehrzeitiger Wechsel. Die identifizierten Erreger waren überwiegend Staphylokokken (49,6 %). Sensitivität, Spezifität, prädiktive Werte und AUC für den Nachweis einer Infektionspersistenz sind in Tabelle 1 aufgeführt.
Fälle |
Sensitivität |
Spezifität |
PPW |
NPW |
AUC |
Alle |
36,0 % (32,1 - 40,1) |
90,7 % (88,7 - 92,5) |
69,4 % (63,8 - 74,6) |
70,8 % (68,2 - 73,3) |
0,63 (0,60 - 0,66) |
Akute Infektion |
43,0 % (38,0 - 48,1) |
89,2 % (86,4 - 91,5) |
71,6 % (65,3 - 77,3) |
71,2 % (67,8 - 74,4) |
0,66 (0,62 - 0,70) |
Chronische Infektion |
21,5 % (15,8 - 28,1) |
93,3 % (90,2 - 95,6) |
61,5 % (48,6 - 73,4) |
70,3 % (66,1 - 74,3) |
0,57 (0,52 - 0,63) |
Prothesenerhalte nd |
47,1 % (40,4 - 53,9) |
85,1 % (81,0 - 88,5) |
65,8 % (58,0 - 73,1) |
72,5 % (68,0 - 76,6) |
0,66 (0,61 - 0,71) |
Zwei-/Mehrzeitige r Wechsel |
27,7 % (22,2 - 33,8) |
93,7 % (91,1 - 95,7) |
69,8 % (59,6 - 78,8) |
71,1 % (67,3 - 74,7) |
0,61 (0,56 - 0,65) |
Die Ergebnisse legen nahe, dass mit Hilfe von Kulturen aus der Drainageflüssigkeit eine Infektionspersistenz nicht sicher ausgeschlossen werden. Hingegen können sie für die Bestätigung herangezogen werden.
Stichwörter Periprothetische Infektion, Drainageflüssigkeit, Diagnostik, Kultur
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
15. Oktober 2020
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