Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e122-e123
DOI: 10.1055/s-0040-1717924
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin I

Antenale Corticosteroid-Gabe bei Schwangeren mit erhöhtem Frühgeburtsrisiko: Erreichung des idealen Zeitfensters in Abhängigkeit von Diagnosen und Risikofaktoren

J Graf
1   Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung für Hebammenwissenschaft, Tübingen, Deutschland
,
J Pauluschke-Fröhlich
2   Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
,
R Berger
3   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Marienhaus Klinikums St. Elisabeth, Neuwied, Deutschland
,
C.F Plappert
1   Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung für Hebammenwissenschaft, Tübingen, Deutschland
,
H Abele
1   Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Gesundheitswissenschaften, Abteilung für Hebammenwissenschaft, Tübingen, Deutschland
2   Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Bei einem erhöhten Frühgeburtsrisiko vor der 34. Woche werden Cortikosteroide zur fetalen Lungenreife verabreicht, durch welche ein Infant Respiratory Distress Syndrom verhindern werden soll. Die Wirkung von Corticosteroid (ACS) kann jedoch nur entfaltet werden, wenn das Anwendungsintervall zwischen Gabe und Geburt mindestens 24 Stunden, jedoch nicht mehr als 7 Tage beträgt. Es deutet sich an, dass das ideale Zeitfenster nur selten erreicht wird, weswegen die standardmäßige Corticosteroid-Gabe bei erhöhtem Frühgeburtsrisiko vor der 34. Woche aufgrund der zu erwartenden Nebenwirkungen in Frage zu stellen ist.

    Materialien Die Studie war konzipiert als retrospektive Kohortenstudie unter Einschluss sämtlicher Mütter, die in 2016 in Rheinland-Pfalz aufgrund einer drohenden Frühgeburt eine Induktion der fetalen Lungenreife erhielten (n=1544).

    Methoden In der statistischen Berechnung wurden Frequenzanalysen, Subgruppenanalysen (Chi-Quadrat-Tests und Friedman-Tests) und logistische Regressionen durchgeführt.

    Ergebnisse Nur bei etwa einem Viertel aller schwangeren Frauen, die wegen eines erhöhten Frühgeburtsrisikos mit Corticosteroiden behandelt werden, erfolgt eine Geburt innerhalb des idealen Zeitfensters, das am häufigsten bei Patienten mit AIS (34,85%), Präeklampsie (33,83%) sowie bei Hypertonie (32%) und bei Mehrfachdiagnosen (40,14%) erreicht wurde. Bei Patienten mit PPROM, AIS und Präeklampsie ergab sich innerhalb des idealen Zeitrahmens ein OR> 1 für ein Geburtsereignis, während bei Patienten mit Zervixinsuffizienz kein Nutzen zu verzeichnen war.

    Zusammenfassung Bei Frauen mit Frühgeburts-Risiko sollte vor Beginn des Corticosteroid-Managements zunächst das individuelle Risikoprofil ermittelt werden.


    #

    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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