Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e132
DOI: 10.1055/s-0040-1717953
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin II

Aktivierung einer Malaria tropica durch Immunsuppression in der Schwangerschaft

P Mühlfelder
1   Klinik St. Hedwig, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
C Girmond
1   Klinik St. Hedwig, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
P Hardmann
2   Universitätsklinikum Regensburg, Stabsstelle Infektiologie, Regensburg, Deutschland
,
B Salzberger
2   Universitätsklinikum Regensburg, Stabsstelle Infektiologie, Regensburg, Deutschland
,
B Seelbach-Göbel
1   Klinik St. Hedwig, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
E Reuschel
1   Klinik St. Hedwig, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Zuverlegung einer G IV P III mit 25+6 SSW durch den Notarzt. Zunehmende AZ-Verschlechterung bei fieberhaftem Infekt seit 8 Tagen. Im Rettungswagen wurde der Patientin bei V.a. cerebrales Krampfereignis 2,5mg Midazolam und 2g Magnesium i.v. verabreicht.

    Bei Aufnahme ansprechbare und orientierte Patientin, sie berichtet über starke Kopfschmerzen und unregelmäßige, spürbare uterine Kontraktionen, kein Anhalt für präeklamptisches Geschehen.

    Die Patientin stammt aus Kamerun, seit 2009 in Deutschland.

    Letzter Auslandsaufenthalt: Kamerun 08/2019, Einnahme einer unbekannten Malaria-Prophylaxe;

    Z.n. mehreren Malariainfektionen, Z.n. zweimaliger Frühgeburtlichkeit;

    Materialien Befunde: Temperatur 38,3°C, Herzfrequenz 110/Min, Blutdruck 90/60 mmHg

    Sonografie: Zeitgerecht entwickelter Fet, Schätzgewicht 845g, fetomaternale Dopplerindices unauffällig, kein Hinweis für fetale Anämie, Polyhydramnie, Placenta unauffällig, Cervixlänge 24mm

    Laborchemisch zeigte sich eine Panzytopenie, Laktat- und CRP-Erhöhung.

    Nachweis von Plasmodium falciparum mittels PCR und Blutausstrich/Giemsa Färbung (Dicker Tropfen): Parasitämie 0,9%

    Methoden RDS Prophylaxe unter Tokolyse; Hierunter Sistieren der Wehentätigkeit. Wir begannen eine Therapie mit Ceftriaxon 2g/d i.v. sowie Artesunate 2,4mg/kg KG i.v. zum Zeitpunkt 0, 12, 24, 48, 72h; Monitoring von Temperatur, Hämolyse-Parametern, Blutzucker;

    Anschließend orale Anschlusstherapie mit Artemeter/Lumefantrin 80mg/480mg zum Zeitpunkt 0, 8, 12, 24, 36, 48h.

    Ergebnisse Es liegt eine komplizierte Malaria tropica vor. Da der letzte Auslandsaufenthalt über 5 Monate zurückliegt, kann die deutlich verlängerte Inkubationszeit a.e. durch die Kombination einer ineffektiven Prophylaxe, partieller Immunität gegenüber Plasmodien und schließlich Immunsuppression in der Schwangerschaft als Auslöser erklärt werden.

    Erfolgreiche Therapie mit o.g. Schema, Entlassung beschwerdefrei 6 Tage nach Aufnahme, negativer Erregernachweis, fetales Wohlbefinden.

    Zusammenfassung Außergewöhnlicher Fall einer Malaria tropica mit verlängerter Inkubationszeit durch schwangerschaftsbedingte Immunsuppression der vorbestehenden Teilimmunität.


    #

    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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