Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e137
DOI: 10.1055/s-0040-1717969
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Untersuchungen zum Einfluss maternaler Adipositas auf Charakteristika fetaler endothelialer Vorläuferzellen

C Schmidt
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
L Brodowski
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
C von Kaisenberg
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
F von Versen-Höynck
1   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Während einer Schwangerschaft stellt die mütterliche Adipositas einen Risikofaktor für Präeklampsie, Gestationsdiabetes und Frühgeburtlichkeit dar und geht außerdem mit kardiovaskulären und metabolischen Veränderungen des Nachwuchses einher. Eine veränderte Anzahl und Funktion endothelialer Vorläuferzellen (EPC, endothelial progenitor cells) stellt einen kardiovaskulären Risikofaktor dar. Wir konnten bereits bei Schwangerschaften mit Präeklampsie oder Gestationsdiabetes veränderte EPC-Zellfunktionalitäten im Nabelschnurblut nachweisen. Wir vermuten, dass auch während der Schwangerschaft adipöser Mütter eine Adaptation auf zellulärer Ebene beim Feten stattfindet und veränderte Zellfunktionalitäten bereits bei Geburt nachweisbar sind.

    Methodik Kolonie-bildende endotheliale Zellen (endothelial colony forming cells [ECFCs]), eine proliferative Subpopulation von EPCs, wurden aus Nabelschnurblut von Einlingsschwangerschaften adipöser (BMI bei Konzeption >30 kg/m2) und normalgewichtiger Patientinnen isoliert und auf funktionelle Eigenschaften untersucht. Raucherinnen und Schwangere mit bekanntem Gestationsdiabetes bzw. Erkrankungen mit Einfluss auf das metabolische und kardiovaskuläre System wurden ausgeschlossen.

    Ergebnisse ECFCs aus adipösen Schwangerschaften zeigten eine signifikant gesteigerte Proliferation (Zellindex adipös: 7,8 ± 1,2 vs. normalgewichtig: 3,9 ± 1,4, p= 0,04, N=7), und Migration (adipös: 41,0 ± 2,1 % Migration vs. normalgewichtig: 29,7 ± 2,6 % Migration, p=0,0015, N=12) im Vergleich zu normalgewichtigen Schwangerschaften. Die Fähigkeit zur Bildung tubulusartiger Strukturen war nicht unterschiedlich (totale Tubulilänge in µm adipös: 33950 ± 1096 vs. normalgewichtig: 35358 ± 1589, p=0,5, N= 11).

    Zusammenfassung Die gesteigerten funktionellen Eigenschaften endothelialer Vorläuferzellen bei Neugeborenen aus adipösen Schwangerschaften, lassen vermuten, dass bereits zum Zeitpunkt der Geburt adipositas-assoziierte Zellveränderungen bei den Nachkommen bestehen. Inwieweit diese frühen Veränderungen persistieren und zu den langfristigen kardiovaskulären und metabolischen Veränderungen beitragen, muss in größeren Kohortenstudien untersucht werden.


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    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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