Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e141
DOI: 10.1055/s-0040-1717983
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Häufung von kindlichen Sehbeeinträchtigungen nach Frühgeburt – eine Routinedatenanalyse der Techniker Krankenkasse (TK)

C Vietor
1   Techniker Krankenkasse, Versorgungsmanagement, Hamburg, Deutschland
,
S Schupfner
2   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Deutschland
,
M Suling
2   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Deutschland
,
A Raschke
2   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Deutschland
,
A Lanfer
2   Techniker Krankenkasse, Analytics & Insights, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Der Zusammenhang zwischen Frühgeburt und Augenerkrankungen ist gut bekannt. Insbesondere die Retinopathie praematurorum (ROP) steht im Fokus. Andere Erkrankungen des Auges sind weniger untersucht. Ziel der Analyse war, anhand von Sekundärdaten den Zusammenhang zwischen Frühgeburtlichkeit und Sehbeeinträchtigungen bei Kindern zwischen 0 und 8 Jahren und die Rolle der ROP hierbei zu untersuchen.

    Materialien Datengrundlage bildeten anonymisierte stationäre und ambulante Abrechnungsdaten der Jahre 2008 bis 2016 einer Kohorte von 38.853 in 2008 geborenen TK-versicherten Kinder.

    Methoden Frühgeburt und Sehbeeinträchtigungen wurden mittels ICD-10 Codes definiert. Um einen möglichen Zusammenhang zwischen Frühgeburtlichkeit und dem Auftreten von Sehbeeinträchtigungen im Alter von 0-8 Jahren zu untersuchen, wurden adjustierte Hazard Ratios mittels Survival Analyse berechnet.

    Ergebnisse Bei 25% der Kinder wurde in den ersten 8 Lebensjahren mindestens einmal eine Sehbeeinträchtigung diagnostiziert. Die häufigste Einzeldiagnose war die Hypermetropie, gefolgt von Astigmatismus und Amblyopia ex anopsia. Bis zum Alter von 4 Jahren stieg der Anteil Kinder mit Sehbeeinträchtigungen kontinuierlich an und blieb dann relativ stabil bei rund 10%. Jungen und Mädchen waren etwa gleich oft betroffen. Für Frühgeburten zeigte sich ein um mehr als 30% erhöhtes Risiko für die Diagnose einer Sehbeeinträchtigung in den ersten 8 Lebensjahren gegenüber reif geborenen Kindern. Der Anstieg der Prävalenz und das höhere Erkrankungsrisiko bei Frühgeborenen konnte auch bei Betrachtung der Einzeldiagnosen Hypermetropie, Astigmatismus und Amblyopia ex anopsia gefunden werden. ROP konnte nicht die häufigere Entwicklung von Sehbeeinträchtigungen bei frühgeborenen Kindern erklären.

    Zusammenfassung Angesichts des vermehrten Auftretens von Sehbeeinträchtigungen nach Frühgeburt sind Bestrebungen zur Senkung der in Deutschland überdurchschnittlich hohen Frühgeburtenrate angebracht.


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    Interessenkonflikt

    Die Ko-Autoren und ich, Christine Vietor, sind Beschäftige der Techniker Krankenkrasse. Eine unmittelbare positive oder negative Betroffenheit entsteht nicht durch die Publikations unseres Projektes.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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