Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e162
DOI: 10.1055/s-0040-1718049
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Operative Gynäkologie, Urogynäkologie II

Ethische Betrachtung der operativen Ausbildung im Kontext moderner operativer Verfahren

A.M. Westermann
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland
,
M. Limpach
2   Institut für Wissenschaft und Ethik, Bonn, Deutschland
,
J. Ackermann
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland
,
N. Maass
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland
,
B. Heinrichs
2   Institut für Wissenschaft und Ethik, Bonn, Deutschland
,
I. Alkatout
1   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe UKSH Campus Kiel, Kiel, Deutschland
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    Zielsetzung Die klassische Lehrmethode der chirurgischen Ausbildung folgt dem mehrstufigen Konzept von Assistenz, zum selbstständigen Operieren unter Anleitung bis hin zum eigenverantwortlichen Operieren. Die modernen operativen Verfahren, wie die minimalinvasive Chirurgie inklusive der Roboterchirurgie, gehen im Vergleich zur offenen Chirurgie mit einer längeren Lernkurve und der Möglichkeit eines Trainings am Modell einher. Damit verändert sich die Frage der bestmöglichen Vorbereitung vor minimalinvasiven Eingriffen für jeden operativ tätigen Arzt. Vor diesem Hintergrund ist das chirurgische Ausbildungskonzept unter medizinethischen Gesichtspunkten neu zu diskutieren.

    Methoden Es wurde eine systematische Literaturrecherche zur Lernkurve chirurgischer Eingriffe durchgeführt. In einem zweiten Schritt wurden die vier medizinethischen Prinzipien von Beauchamp und Childress – Autonomie, Nicht-Schaden, Wohltun und Gerechtigkeit – herangezogen, um die Trainingsmöglichkeit im Kontext der ethischen Fürsorgepflicht des Operateurs zu untersuchen.

    Ergebnisse Die Lernkurve kann durch ein Training am Modell verkürzt werden. Insbesondere unter Berücksichtigung der Prinzipien des Nicht-Schadens und Wohlwollens zeigt sich, dass eine Übertragung des klassisch-chirurgischen Ausbildungskonzeptes auf die Ausbildung der modernen minimalinvasiven Verfahren problematisch ist, da das Potential zur Risikosenkung für den Patienten ohne Nutzung der Trainingsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft wird.

    Zusammenfassung Aus ethischer Perspektive scheint es geboten die individuelle Lernkurve durch Übung zu verkürzen, um sowohl für den Patienten die Risiken einer Operation zu senken als auch jedem Patienten ein vergleichbares Mindestmaß an operativer Kompetenz zusichern zu können. Diese Umstände müssen mit knapper werdenden Ressourcen und gesundheitsökonomisch sich zuspitzenden Herausforderungen in Einklang gebracht werden. Unbeantwortet bleibt weiterhin die Frage der Überprüfung der erzielten Lernerfolge und der damit zugesprochenen operativen Reife.


    #

    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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