Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e255
DOI: 10.1055/s-0040-1718293
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Frühes akutes HELLP-Syndrom unter anthrazyklinhaltiger adjuvanter Chemotherapie bei Mammakarzinom: ein Case Report

T Lindemann
1   Klinikum Passau, Passau, Deutschland
,
M Gal
1   Klinikum Passau, Passau, Deutschland
,
N Rupp
1   Klinikum Passau, Passau, Deutschland
,
T Krauß
1   Klinikum Passau, Passau, Deutschland
,
A Kratschmar
1   Klinikum Passau, Passau, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Mammakarzinome betreffen ca. 1/1000 bis 1/1500 Schwangerschaften. Laut aktuellen Leitlinien gelten Anthrazykline jenseits der 14. SSW als unbedenklich. In unserer Literaturrecherche haben wir nur 2 weitere Fälle mit HELLP/Präeklampsie unter Chemotherapie gefunden.

    Fallvorstellung 28-jährige G1P0 entwickelt in der 23+1 SSW ein fulminantes HELLP-Syndrom unter adjuvanter Chemotherapie bei Mammakarzinom links (ED 12. SSW). Drei Tage nach dem 3. Zyklus EC Vorstellung der Patientin mit typischer HELLP-Symptomatik (Oberbauchschmerzen), im Aufnahmelabor ergab sich ein fulminantes HELLP-Syndrom (GPT/GOT ~1200U/l, Thrombozyten 87.000/µl, LDH 1200U/l, Haptoglobin < 0,6g/dl, sFlt/PlGF 173).

    Sonographisch zeigte sich ein IUGR-Fet (460g P6) mit auffälligen fetalen Doppler-Indizes. Aufgrund der frühen Woche erfolgte ein konservativer Therapieversuch mit Methylprednisolon mit gutem klinischen Ansprechen und Normalisierung der Leberwerte. Die Sektioindikation erfolgte mit 26+0 nach erneuter Gabe von 12mg Celestan und Magnesium bei zunehmender Wachstumsrestriktion, Verschlechterung der fetalen Dopplerbefunde sowie suspektem CTG (Junge, 520g (< P1), APGAR 8/9/9, apH 7,39 BE -3,4). Die Plazentahistologie zeigte Infarkte i. S. einer maternalen Malperfusion.

    Mutter und Kind hatten einen unauffälligen weiteren Verlauf.

    Diskussion Unter anthrazyklinhaltiger Chemotherapie wurde ein erhöhtes Risiko für IUGR beschrieben. Hier könnte das P-Glycoprotein (P-gp) eine Rolle spielen. Im Falle der IUGR ist dieses downreguliert und erhöht so die Fetotoxizität des EC. In einem case report von Gadducci et al. mit gutem maternalen und fetalen Outcome unter EC und Paclitaxel ab der 14. SSW konnte eine hohe plazentare Expression des P-gp gefunden werden. Eine engmaschigen Überwachung des Feten und frühzeitigem Präeklampsie-Screening mit ggf. frühzeitigem Umstellen der Chemotherapie auf Paclitaxel bis nach der Entbindung erscheint sinnvoll.


    #

    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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