Rofo 2021; 193(S 01): 26
DOI: 10.1055/s-0041-1723204
Vortrag (Wissenschaft)
Neuroradiologie

Korrelation von Genotyp und Phänotyp in Neurofibromatose Typ-1: Die vollständige Deletion des NF1-Gens führt zu erhöhter Tumorlast und Tumorwachstum in Betroffenen

L Well
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Hamburg
,
K Döbel
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nukleamedizin, Hamburg
,
L Kluwe
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Hamburg
,
P Bannas
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nukleamedizin, Hamburg
,
S Farschtschi
4   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Hamburg
,
V Mautner
4   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Hamburg
,
G Adam
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nukleamedizin, Hamburg
,
J Salamon
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nukleamedizin, Hamburg
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Patienten mit Neurofibromatose Typ-1 (NF1) entwickeln kutane und subkutane Neurofibrome (CNF) und große plexiforme Neurofibrome (PNF). Große Deletionen des NF1-Gens (Mikrodeletionen) begünstigen eine verstärkte Ausprägung von NF1 im Vergleich zu Formen, die durch kleine, intragene Mutationen verursacht werden. Zwei Gruppen von Mikrodeletionen sind Typ-1 und atypische Deletionen. Ziel unserer Studie war es, das Volumen und Wachstum von CNF und PNF in Patienten mit diesen zwei Mikrodeletionen zu erfassen und mit dem von Patienten mit intragenen Mutationen zu vergleichen.

    Material und Methoden Retrospektiv wurden 140 Ganzkörper MRT Untersuchungen (1,5 T; T1w TSE coronal, T2w TIRM coronal, T2w HASTE TIRM axial und T2w TSE sagittal) von 38 Patienten mit Mikrodeletionen (Typ-1: n = 27/atypisch: n = 11) und von 38 Patienten ohne Mikrodeletion untersucht. Altersabhängige Untergruppen wurden gebildet (0 – 18 vs. > 18 Jahre). Vierundsechzig der Patienten erhielten Verlaufsuntersuchungen (Mikrodeletion n = 32/Kontrolle n = 32). Tumorvolumina und Wachstumsraten wurden semi-automatisiert erfasst (MedX, V3.42) und verglichen.

    Ergebnisse Die Tumorlast in der Typ-1 Gruppe (418 ml; IQR 77 – 950 ml; p = 0.012), aber nicht in der atypischen Gruppe (356 ml; IQR 140 – 1190 ml; p = 0.099) war signifikant höher als in der Kontrollgruppe (49 ml; IQR 11 – 691 ml). Wachstumsraten, sowohl in der Typ-1 Gruppe (14%/Jahr; IQR 4,5 – 36%/Jahr; p = 0.004), als auch in der atypischen Gruppe (11%/Jahr; IQR 5 – 23%/Jahr; p = 0.014) waren signifikant höher als in der Kontrollgruppe (4%/Jahr; IQR 1 – 8%/Jahr). Wachstumsraten in pädiatrischen Patienten mit Typ-1 Deletion (21%/Jahr) waren signifikant höher als in adulten Patienten mit Typ-1 Deletion (8%/Jahr; p = 0.0014) und höher als in pädiatrischen Patienten der Kontrollgruppe (3.3%/Jahr; p = 0.0015).

    Schlussfolgerungen NF1 Patienten mit Mikrodeletionen des NF1-Gens leiden unter einem vermehrten Volumen und Wachstum von Tumoren. Insbesondere pädiatrische Patienten mit Typ-1 Deletionen zeigen ein vermehrtes Tumorwachstum.


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    Publication History

    Article published online:
    11 May 2021

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