Nuklearmedizin 2021; 60(02): 137-138
DOI: 10.1055/s-0041-1726795
WIS-Vortrag
Schilddrüse und Endokrinologie

Kritische Überprüfung des prädiktiven Wertes der TSH-stimulierten Tg-Messung (sTg)

K Pabst
1   Universitätsklinikum Essen, Nuklearmedizin, Essen
,
E Gilman
2   Gilman Biometrics, Köln
,
M Bröcker-Preuß
3   Universitätsklinikum Essen, Zentrallabor, Essen
,
K Herrmann
1   Universitätsklinikum Essen, Nuklearmedizin, Essen
,
R Görges
1   Universitätsklinikum Essen, Nuklearmedizin, Essen
› Author Affiliations
 
 

Ziel/Aim In verschiedenen Leitlinien bedeutsamer internationaler Fachgesellschaften wird dem sTg-Wert ≥ 6 Monate nach Radiojodbehandlung (RIT) eine zentrale Bedeutung für die Einschätzung der weiteren Prognose bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom (DTC) beigemessen. Da die zugrundeliegenden Studien allerdings limitiert sind bzgl. der überblickten Fallzahlen und Nachbeobachtungszeiträume, haben wir die Daten unter Zugrundelegung verschiedener empfohlener Cutoff-Werte an einem größeren Kollektiv mit langer Follow-up-Dauer überprüft.

Methodik/Methods Bei 155 Patienten mit Z.n. Thyreoidektomie und RIT wegen eines DTC (w:m 2,2:1); unstimuliertes posttherapeutisches Tg < 0,5 ng/ml, wurden 6-18 Monate nach abgeschlossener Primärtherapie sTg-Messungen durchgeführt (TSH ≥ 30 mU/l). Goldstandard für die Einstufung einer kompletten Remission (CR) war ein im Median 10-jähriger unauffälliger Nachsorgeverlauf (Range: 5-14 Jahre). Im Langzeitverlauf zeigten 22 Pat. ein Rezidiv (14,2 %), 133 eine CR (85,8 %). Es erfolgte anhand von Vierfeldertafeln die Berechnung der Kenngrößen für 3 unterschiedliche Tg-Cutoff-Werte, ferner die Berechnung von Kaplan-Meier-Kurven.

Ergebnisse/Results Die sTg-Werte bei den Pat. mit CR lagen im Median bei < 0,5 (Range < 0,5-2,5) ng/ml, bei den Pat. mit Rezidiv bei 1,6 (Range < 0,5-44) ng/ml. Negativer Vorhersagewert (NPV) und positiver Vorhersagewert (PPV):

Tg-Cutoff 0,5 ng/ml: NPV 95 %, PPV 44 %

Tg-Cutoff 1,0 ng/ml: NPV 93 %, PPV 59 %

Tg-Cutoff 2,0 ng/ml: NPV 88 %, PPV 80 %

Schlussfolgerungen/Conclusions Im Langzeitverlauf ist der NPV (Rezidiv-Ausschluss) bei einem Tg-Cutoff von 0,5 bzw. 1,0 ng/ml zwar recht hoch, aber signifikant niedriger als die in der Leitlinien-Literatur [1] [2] angegebenen Werte von 98-99,5 %. Was den PPV betrifft, konnte erst ab einem Tg-Wert > 2,5 ng/ml bei allen betroffenen Pat. ein Rezidiv gesichert werden.


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  • Literatur/References

  • 1 Kloos et. al.,. J Clin Endocrinol Metab. 2005 .
  • 2 Castagna et. al.,. J Clin Endocrinol Metab. 2008 .

Publication History

Article published online:
08 April 2021

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  • Literatur/References

  • 1 Kloos et. al.,. J Clin Endocrinol Metab. 2005 .
  • 2 Castagna et. al.,. J Clin Endocrinol Metab. 2008 .