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DOI: 10.1055/s-0041-1727747
Die Herpes-Simplex-Tonsillitis eine seltene Differentialdiagnose der akuten Tonsillitis
Einleitung Die akute Angina tonsillaris ist ein häufiges Krankheitsbild im Rahmen eines fieberhaften, selbstlimitierenden Infektes. Sie ist vorwiegend viraler Genese; die häufigsten bakteriellen Erreger sind beta-hämolysierende Streptokokken der Lancefield-Gruppe A.
Fallbericht Eine 26-jährige Patientin stellte sich mit progredienten Halsschmerzen, Dysphagie, Odynophagie und Fieber vor. Eine begonnene orale Penicillintherapie war sine effectu. Stridor bestand nicht. Klinisch imponierten kissing tonsils mit schmierigen, weißlichen Belägen ohne Gaumenbogenvorwölbung.
Bei Unmöglichkeit der oralen Nahrungsaufnahme und Verdacht auf eine Epstein-Barr-Tonsillitis erfolgte die stationäre Aufnahme. Die Serologie schien die Diagnose zu bestätigen, sie war positiv für Anti-VCA-IgM/IgG und Anti-EBNA-1-IgG bei negativen Anti-ZEBRA-IgM.
Bei im Verlauf zunehmender Dyspnoe erfolgten Tonsillektomie und Adenotomie. Postoperativ entwickelte die Patientin eine 15-sekündige Asystolie mit prolongierter Synkope. Ein Langzeit-EKG zeigte einen neu aufgetretenen, fraglich virusinduzierten AV-Block Typ II Mobitz. Es erfolgte die Implantation eines Eventrecorders.
Die histologische Aufarbeitung zeigte eine floride Tonsillitis mit Nekrosen. Die In-situ-Hybridisierung konnte nur vereinzelt EBV-positive Zellen bei kräftig angefärbten Zellen auf HSV-kodierte Antigene nachweisen. Die Herpes-Serologie zeigte HSV-1/2-IgM/IgG, was die akute Herpes-Infektion verifizierte.
Schlussfolgerung Klinik und Verlauf sprachen für eine EBV-Infektion, erst die histologische Aufarbeitung führte zur Diagnose einer seltenen Herpes-simplex-Tonsillitis. Der Fall beweist den hohen Stellenwert der histologischen Aufarbeitung auch bei scheinbarer Bagatellerkrankung, denn erst diese machte eine personalisierte Therapie möglich.
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Interessenkonflikt
Der Erstautor gibt keinen Interessenskonflikt an.
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Article published online:
13 May 2021
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