Aktuelle Ernährungsmedizin 2021; 46(03): e15
DOI: 10.1055/s-0041-1729713
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Surgery

INFORMATIONSBEDÜRFNISSE VON PATIENTINNEN MIT BARIATRISCHEN EINGRIFFEN – ERGEBNISSE EINER QUALITATIVEN INTERVIEW-STUDIE

J Breuing
1   Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
,
K Doni
1   Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
,
Neuhaus AL
1   Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
,
N Könsgen
1   Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
,
D Pieper
1   Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Universität Witten/Herdecke, Köln, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Introduction Die Bedeutung bariatrischer Eingriffe als letzte Instanz der Adipositastherapie steigt zunehmend. Dabei zeigt sich die bariatrische Chirurgie im Vergleich zur konservativen Therapie als sehr effizient. Chirurgische Verfahren sind mit einschneidenden Konsequenzen für die PatientInnen verbunden, wodurch das Informationsbedürfnis der PatientInnen hoch ist.

    Objectives Ziel der Studie war die Identifizierung von Informationsbedürfnissen von PatientInnen sowie der Darstellung des Informationsvermittlungsprozesses.

    Methods Es wurden n=14 semistrukturierte Telefoninterviews mit PatientInnen, mit irreversiblen bariatrischen Eingriff, durchgeführt. Der Erhebungszeitraum erstreckt sich von April 2018 bis April 2019. Die Interviews wurden mitgeschnitten und danach wörtlich transkribiert. Die Analyse erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse (nach Mayring) mit der Software MAXQDA.

    Results Informationen können mittels der Beschreibung der PatientInnen in generelle Informationen und spezifische, problemzentrierte Informationen unterteilt werden. Ein Großteil der PatientInnen fühlt sich hinsichtlich der generellen Informationen gut informiert. PatientInnen merkten an, dass sie präoperativ Informationen erhalten haben, die sie aber erst postoperativ benötigten, welche ihnen postoperativ nicht mehr greifbar gewesen wären. Vor allem postoperativ scheint ein hoher Bedarf an speziellen Informationen bezogen auf ernährungsbezogene Probleme zu bestehen. PatientInnen berichten, dass postoperativ keine oder nur selten Ernährungsberatung in Anspruch genommen wird.

    Als wichtiges Instrument in der Informationsvermittlung stellt sich die Selbsthilfegruppe heraus. Diese finden entweder persönlich oder online über social media (v.a. Facebook) statt. Die hier vermittelten Informationen und der Erfahrungsaustausch haben bei den PatientInnen einen hohen Stellenwert. Umgekehrt wird davon gesprochen, dass die dort vermittelten Informationen ungefiltert sind, teilweise Angst machen oder …„aufgebauscht“ sind.

    Conclusion Es besteht ein Bedarf an postoperativer Ernährungsberatung, welche i.d.R. jedoch nicht von den Krankenkassen bezuschusst wird. Eine Bezuschussung der gesetzlichen Krankenkassen könnte die Inanspruchnahme einer postoperativen Ernährungsberatung steigern und so bestehende Informationsbedürfnisse bedienen. Der beschriebene Informationsverlust von präoperativ vermittelten Informationen, die den postoperativen Zeitraum betreffen, könnte durch eine digitale Lösung z.B. in Form einer App verhindert werden. Selbsthilfegruppen ermöglichen einen Erfahrungsaustausch zwischen Betroffenen und bieten somit niedrigschwelligen Zugang zu Informationen. Eine enge Kooperation mit den entsprechenden Gesundheitsfachkräften v.a. hinsichtlich der Informationsvermittlung scheint sinnvoll.

    Disclosure of Interest None declared


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    Publication History

    Article published online:
    16 June 2021

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