Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 725
DOI: 10.1055/s-0041-1732203
Donnerstag 23.09.2021
Vorträge

Psychosoziale Belastungen und Ressourcen älterer Menschen in der Covid-19-Pandemie: Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie

F Welzel
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
K Schladitz
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
F Förster
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
M Löbner
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
SG Riedel-Heller
1   Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Im Zuge der COVID-19 Pandemie wurden negative Folgen von Isolationsmaßnahmen für die psychische Gesundheit älterer Menschen befürchtet. Ziel dieser Arbeit ist es, psychosoziale Belastungen, Ressourcen, Hilfsbedarfe und das Kohärenzerleben älterer Menschen im Zusammenhang mit COVID-19 zu untersuchen.

    Methoden Die Arbeit umfasst eine qualitative Interviewstudie. Zwischen Mai und Juni 2020 wurden leitfadengestützte telefonische Interviews mit N = 11 älteren Probanden (70+) durchgeführt. Die Interviews wurden mittels Audioaufzeichnung festgehalten, transkribiert und inhaltsanalytisch nach Mayring & Fenzl (2019) ausgewertet.

    Ergebnisse Teilnehmende Probanden waren im Mittel 74,8 Jahre alt. Bei den meisten Teilnehmenden zeigte sich ein stabiles psychisches Befinden und gute Anpassungsleistungen an die Maßnahmen zum Infektionsschutz. Sorgen wurden vor allem in Bezug auf das familiäre bzw. weiter soziale Umfeld sowie mögliche gesellschaftliche Folgen geäußert. Relevante Ressourcen für den Umgang mit der Pandemiesituation umfassten insbesondere Lebenserfahrung, frühere bewältigte Krisen, eine optimistische Grundeinstellung und Einsicht in die Notwendigkeit der Infektionsschutzmaßnahmen. Das Schließen seniorenspezifischer Treffpunkte wurde kritisch gesehen. Externe Unterstützungsangebote wurden positiv bewertet, aber selten in Anspruch genommen.

    Fazit Ältere Menschen mit guter psychosozialer Gesundheit erhalten sich diese während der COVID-19 Pandemie. Bestehende Alltagsschwierigkeiten und Belastungen können sich dagegen im Zusammenhang mit einschränkenden Maßnahmen verschärfen. Lebenserfahrungen älterer Menschen sollten als gesellschaftliche Ressource verstanden und Hilfsangebote möglichst spezifisch ausgerichtet werden.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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