Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 741
DOI: 10.1055/s-0041-1732258
Freitag 24.09.2021
Vorträge

Wirksamkeit einer bevölkerungsbezogenen Alkoholkurzintervention in einem kommunalen Setting: Welche Rolle spielt das alkoholbezogene Risiko?

S Baumann
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, TU Dresden
,
A Staudt
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, TU Dresden
,
J Freyer-Adam
2   Institut für Medizinische Psychologie, Universitätsmedizin Greifswald
,
G Bischof
3   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck
,
C Meyer
4   Institut für Community Medicine, Abt. Sozialmedizin und Prävention, Universitätsmedizin Greifswald
,
U John
4   Institut für Community Medicine, Abt. Sozialmedizin und Prävention, Universitätsmedizin Greifswald
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Selbst geringste Trinkmengen sind mit erhöhten Erkrankungsrisiken verbunden. Personen mit risikoarmem Alkoholkonsum stellen somit eine bedeutsame Zielgruppe für Kurzinterventionen zur Alkoholkonsumreduktion dar, wurden bisher aber kaum berücksichtigt. Ziel war zu testen, ob eine Kurzintervention bei Personen mit risikoarmem Konsum genauso gut wirkt wie bei Personen mit riskantem Konsum.

    Methoden In der randomisiert-kontrollierten Studie PRINT (DRKS00014274) wurden 1646 Alkoholkonsument*innen im Alter von 18-64 Jahren in einem Bürgeramt proaktiv rekrutiert und erhielten entweder 3 computergenerierte individualisierte Feedbackbriefe zu Baseline, nach 3 und nach 6 Monaten oder nur Befragungen. Nach 12 Monaten wurde ein Follow-up durchgeführt. Mit Latent Growth Modeling wurde getestet, ob sich die Interventionseffekte auf die Anzahl alkoholischer Getränke bei Personen mit risikoarmem vs. riskantem Konsum nach Alcohol Use Disorders Identification Test-Consumption (AUDIT-C) unterschieden.

    Ergebnisse Nach 6 Monaten war der Effekt der Intervention signifikant (Incidence Rate Ratio [IRR] 0.88; 95% Konfidenzintervall [KI] 0.77–0.998). Dieser war bei Personen mit risikoarmem Konsum größer als bei Personen mit riskantem Konsum (Interaktion Risikogruppe x Studiengruppe: IRR 0.77; 95% KI 0.70–0.86). Nach 12 Monaten gab es keine signifikanten Effekte.

    Fazit PRINT ist eine der wenigen bevölkerungsbezogenen Interventionsstudien, die alle Risikogruppen nach AUDIT-C explizit berücksichtigt. Es profitierten v.a. Personen mit risikoarmem Konsum. Dieser Effekt ist besonders bedeutsam. Erstens betrifft er die Mehrheit der Bevölkerung. Zweitens sollte diese Mehrheit der Bevölkerung gemäß der internationalen Literatur zur Prävention alkoholbezogener Krankheiten die primäre Zielgruppe von Prävention bilden.


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    Publication History

    Article published online:
    02 September 2021

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